Heft 
(1880) 40
Seite
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Bernhard Schädel in Darmstadt.

Sachen gehört Beruf und ein theologischer ja priesterlicher Zustand von dem allem ich nicht viel aufzuweisen habe. Ein neuer Bilderbogen, die bisherigen wirst Du wohl kennen, und für Deine Jugend angeschafft haben, ist im Schneiden der soll Dir gefallen, denke ich, diesmal in der Form des Frieses, die zum Erzälen doch ganz unvergleichlich ist. Ein zweiter ist ausgedacht und wird demnächst zu Papier gebracht werden. Mit lauter so kleinem Zeug wird der August (Monat nicht Bruder) herankommen, und wenn cs Gottes Wille ist packe ich meine ganze Wirth- schaft auf, und leg mich auf drei Monat nach Aussee. Da kann ich mich denn an eine Herzens Arbeit machen, wenn mir nicht alle Lust bis dahin, vergangen ist. Das hiesige Kunstleben ist einem Spaziergang zwischen Torgau und Wittenberg zu vergleichen, wo man drei Stunden weit Landparthien zu einem Baum macht. Eine Oede, ein allmähliches crepiren, das einen aneckelt woman es nur von weitem sieht". Gott sei Dank hält sich Lachner mit seinem Orchester wenigstens obenauf. Wir hatten gestern (25 jährige Todestag Beethovens) eine Aufführung der oroioa und der Musik zum Egmont, von einer Feinheit und Wärme, wie cs nicht schöner zu denken ist. Der Publicus war auch völlig bezaubert. Besagter hat diesen Winter eine Symphonie geschrieben nebst vielen Liedern, nebst den Propheten Ein- studiren. Wie schwach, ich war kannst Du daraus sehen, das; ich das erstemal wieder im Concert nach dem zweiten Stück der Symph. das weite suchte ich konnte es nicht aushalten. Jetzt entgeht mir keine Note.

Donner marschirt alle Tage etwas besser. Wenn der vollends von hier weg­kommt, dann wird's ganz schön. Ich wollte

Im Garten wird schon gearbeitet. Es giebt Verbesserungen und Verschönerungen, nach der Blittersdorfischen Maxime jeden Zustand anzuschen als sei es der ein für allemal bleibende (äoltinitivos Provisorium?) Von Deiner schönen Wohnung und gutem Clavier habe ich mit großem Vergnügen mir erzälen lassen. Ist nur noch zu wünschen, daß Dein edler Graf Bilder kauft und sie bis auf weiteres bei Dir aufhängt. Siehst Du Stralendorf öfters? Hat sich mit M- ein Umgang ge­

bildet? Ich hätte gedacht die zwei paßten für einander.

Grüß überall schönstens, empfiehl uns Deiner Frau und schreib bald wieder Deinem alten

Freund Schwind.

XX.

Ilten Jenner 1852.

Liebster Freund Schaedl!

Gratulire von Herzen zu dem kleinen Buben sowohl als zu der so weit wieder gewonnenen Gesundheit. Was noch fehlt kommt mit dem Frühling. Gut, daß Ihr in Frankfurt einen habt, in München reduzirt er sich auf ein Paar frühlingsartige Tage oder Stunden. Die Büste mag Dich manchmal erinnern daß ich noch auf der Welt bin, und Gott sei Dank, seit die Schwäche nach dem Seebad gewichen ist, gesünder als seit langen Jahren. Obgleich aus der Reihe der lebenden Künstler aus­gestrichen, bin ich nichts desto weniger thätig und guter Dinge, und trotz aller Zurück­setzungen und Preisherabdrückungen, verbessert sich mein Haus und mein Vermögele wie die Frau sagt, mehrt sich, wenn auch langsam. Die Kinder sind kreuzwohlanf, und die Frau, obgleich noch stellenweise von der Neßlsucht geplagt, ist doch wieder so weit praktikabl, daß wir unsere Spaziergänge machen, und Abends, in der Regl ja fast immer allein, in unserm unterirdischen Kneiplein beisammensitzen. Nachdem die Kirchenfahnen für die hiesige Theatinerkirche, zu meiner Zufriedenheit und hoffent­lich zum Aerger des Publicums fertig sind arbeite ich mit allem Eifer, an der Bestellung des Königs Otto, die Beethovische Zeichnung nämlich in Farben auszu­führen. Die Haut wird mir zwar dabei über die Ohren gezogen, aber bei so etwas