Briefe von Moritz von Schwind.
H5
muß man froh sein wenn man's machen darf. Nicht um das fünfzigfache Geld möchte ich so Lumpenzeug machen oder gemacht haben, wie es jetzt das Reich der Kunst beherscht. Kommts noch einmal dazu, daß von deutscher Kunst überhaupt die Rede ist, dann wird man sich wundern, was für dumme Bestien unsere Mecäne waren. Wie gut dem Ding die Farbe thut kannst Du Dir gar nicht denken. Es ist alles so klar gefordert, daß sichs ganz ohne Anstand heruntermalt. Bis Ostern hoffe ich fertig zu sein, und gehe dann damit nach Wien, vielleicht daß es behülflich ist, meinen alten Ehrgeiz zu befriedigen, ein Bild in die Wiener Gallerie zu bringen. Gehts nicht, ists mir auch recht, ich habe selbst eine Gallerie.
Siehst Du, so ist man noch immer voll Eifer, für seine Kunst und meint, andere mögen das mit Beifall anhören.
Lachner hat seine neuste Symphonie in Wien mit größtem Beifall aufgeführt, und es sieht fast aus, als wollten sie ihn von München entführen. Ich rechne aber aus die bei Reorganisirung der Akademie bewiesene Energie, die so groß ist, daß nach 2jährigem Reorganisiren, die Anstalt zugespcrrt ist. Es wäre für München eine schöne Ohrfeige, umsomehr als Dingelstett mir ganz so vorkömmt, als schaffte er an Lachners Stelle, den Cimborasso List herbei. Willst Du Freund Donner bei Gelegenheit fragen ob er unsre Danksagungsschreiben erhalten? Ist keine Aussicht daß Dich ein Gnterkauf nach München führt? ein Bildcrkauf wäre eine noch schönere Veranlassung. Kann ichs irgend machen so rutsche ich einmal nach Frankfurt. Möge sich das neue Jahr in diesem und allen rechtschaffenen Punkten gut aufführen.
Der Frau Gemalin und dem neuen Ankömmling, nebst sämmtlichen Kindern und Freunden alles Schöne. Schreib wieder einmal und recht viel gutes Deinem alten
Freund Schwind.
Malß, M. C-unsre besten Grüße.
XXI.
München 14ten Merz 1852.
Liebster Freund Schaedl!
O geschähe doch das! so rufe ich mit dem homerischen Vulcan, wenn Du von einem Besuch in Frankfurt, von einer Villegiatura in Kronberg schreibst. Ich könnte es weiß Gott recht gut brauchen, mich wieder mit Dir auszuplaudern, und den braven Otto ein wenig aufznfrischen, sollte mich auch nicht wenig freuen. Nun wer weiß was geschieht, vielleicht gehst Du wieder Güter kaufen.
Gr. Reichenbach soll bestens bedient werden, ein bischen möchte ich aber doch wissen was ihm gefiele, ob ein Romantikum, oder der Antike sich nähernd.
Bei mir ist Gott sei Dank alles wohl. Ich arbeite mit Gewalt und voraussichtlich bin ich bis Ostern, mit der Heiden Arbeit die Beeth. Zeichnung in Farben auszusühren fertig. Das sieht nun freilich anders aus als die Zeichnung. Wenn ich auch wenig bekomme, der gute scheint in Finanzen etwas schlechter
dran zu sein als unsereins, so habe ich doch das Bewußtsein, wie sehr sich ganz Deutschland freuen muß, daß das einzige Bild auf dem zu sehen, wie der anständige Theit unsrer Zeit, aussieht und denkt, gleich in die Barbarei abgeliefert wird. Es wäre schrecklich wenn es einriße mitten aus unfern Zuständen heraus Bilder zu dichten. Ein aus Frankfurt zurückkehrender Freund ergötste mich sehr durch Mittheilung der Bürger Vereins Künstler über die Unmöglichkeit so etwas in Oehl zu malen. In Oehl gehts schon aber in Dr. nicht. Das Volk thut noch vornehm damit, daß es nichts kann.
H. Grafen wäre noch zu sagen, daß ich wohl bis halben Mai werde müßen warten laßen, da ich unserm König ein Paar schäbige Zeichnungen machen muß.
V 066 M König florirt Dingelstett am Hof, daß es eine Pracht ist Hebbl und