L'Adultera.
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auch mit dem Herzen. Nicht wahr? Und ich rechne darauf, Sie wiederzusehen".
Und bald danach empfahl sich Reiff, um die Droschke, darin er gekommen war, nicht allzu lange warten zu lassen. Melanie aber sah ihm nach und freute sich, als er wenige Häuser entfernt dem aus der Stadt zurückkommenden Rubehn begegnete. Beide grüßten einander.
„Reiff war hier", sagte Rubehn, als er einen Augenblick später eintrat. „Wie fandest Du ihn?"
„Unverändert. Aber verlegner als ein Polizeirath fein sollte".
„Schlechtes Gewissen. Er hat Dich aushorchen wollen".
„Glaubst Du?"
„Zweifellos. Einer ist wie der andre. Nur ihre Manieren sind verschieden. Und Reiff hat die Harmlosigkeits-Allüren. Aber vor dieser Species muß man doppelt auf der Hut fein. Und so lächerlich es ist, ich kann den Gedanken nicht unterdrücken, daß wir morgen in's schwarze Buch kommen".
„Du thust ihm Unrecht. Er hat ein Attachement für mich. Oder ist es meinerseits blos Eitelkeit und Einbildung?"
„Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber diese guten Herren, ... ihr bester Freund, ihr leiblicher Bruder, ist nie sicher vor ihnen. Und wenn man sich darüber erstaunt oder beklagt, so heißt es ironisch und achselzuckend: o'sst mon mstlsr".
Eine Woche später hatte das neue Jahr begonnen und der Zeitpunkt war da, wo das junge Paar aus seinem Jncognito heraustreten wollte. Wenigstens Melanie. Sie war noch immer nicht bei Jacobine gewesen, und wiewohl sie sich, in Erinnerung an den unbeantwortet gebliebenen Brief, nicht viel gutes von diesem Besuche versprechen konnte, so mußt' er doch auf jede Gefahr hin gemacht werden. Sie mußte Gewißheit haben, wie sich die Gryczinskis stellen wollten.
Und so fuhr sie denn nach der Alsenstraße.
Schwereren Herzens als sonst stieg sie die mit Teppich belegte Treppe hinauf und klingelte. Und bald konnte sie hinter der Corridor-Glaswand ein Hin- und Herhuschen erkennen. Endlich aber wurde geöffnet.
„Ah, Emmy. Ist meine Schwester zu Hans?"
„Nein, Frau Commerz .... Ach, wie die gnädige Frau bedauern wird! Aber Frau von Heysing waren hier und haben die gnädige Frau zu dem großen Bilde abgeholt. Ich glaube „die Fackeln des Nero".
„Und der Herr Major?"
„Ich weiß es nicht", sagte das Mädchen verlegen. „Er wollte fort. Aber ich will doch lieber erst ..."
„O nein, Emmy, lassen Sie's. Es ist gut so. Sagen Sie meiner