Einleitung.
zu Tage trat. In ärztlicher Redeweise: Rousseau war eine neuropathische Natur und litt in der zweiten Hälfte seines Lebens an der als combinatorischer Verfolgungswahn zu bezeichnenden Form der Paranoia. Sind schon im Allgemeinen Fälle von Paranoia, die in ihrem ganzen Verlaufe der Einsicht offen sind, nichts weniger als häufig, so kann, meines Wissens wenigstens, von den Fällen, in denen grosse Geister der Verrücktheit anheim fielen, keiner dem Falle Rousseau in Beziehung auf Vollständigkeit der Zeugnisse verglichen werden. Wir sind im Stande, Rousseau auf Grund seiner eigenen Schriften Schritt vor Schritt auf seinem Lebenswege zu begleiten. Rousseau, der eine im höchsten Grade subjective Natur. war, hat jederzeit sein inneres Leben mit Vorliebe beobachtet und geschildert. Ganz besonders aber hat er während seiner Krankheit selbst in seinen„Gesprächen“ und in anderen Schriften ein so treues und so ausgeführtes Bild seines innern Zustandes gegeben, dass in der ganzen Literatur seines Gleichen nicht zu finden ist. Ausserdem sind wir verhältnissmässig reich an Zeugnissen der Zeitgenossen, und eine Reihe verdienstvoller Geschichtschreiber hat das ganze Material gesichtet und geordnet.
Diese Erwägungen erweckten mir den Gedanken, Rousseau’s Krankheitgeschichte zu schreiben. Nicht als ob ich der Erste wäre, der Rousseau’s Krankheit erkannt hat. Zwar ist diese vielfach übersehen worden. Seine Freunde haben ihn oft fast ebenso falsch beurtheilt wie seine Feinde. Aber schon von den Zeit