107
Die Briefe an Malesherbes.
Il.
Die vier Briefe an Herrn von Malesherbes,
Bald nach der Aufregung durch die Jesuitenfurcht schrieb Rousseau vier Briefe an Herrn von Malesherbes, die er selbst als eine Ergänzung zu den Bekenntnissen bezeichnet, und die nach seinem Ausdrucke„das wahre Gemälde seines Charakters und die wahren Beweggründe seiner Handlungsweise“ enthalten. Sie geben wenigstens von seiner damaligen Stimmung und Auffassungsweise ein treues Bild. Ich habe es für zweckmässig gehalten, sie hier vollständig wiederzugeben. Wir sehen in ihnen den grossen liebenswürdigen Mann und zugleich alle seine Sonderbarkeiten und Schwächen. Bemerkenswerth scheint mir besonders die wiederholte Betonung der Hochachtung vor sich selbst. Andeutungen davon finden sich schon in viel früheren Schriftstücken und in späteren steigert sie sich noch in weit höherem Grade.*) Es wäre nicht richtig, hier
*) Eine berühmte Stelle findet sich in einem Briefe, den Rousseau aus der Schweiz an Frau von la Tour-Franqueville, seine begeisterte Verehrerin und spätere Vertheidigerin, schrieb. „Sie sagen, dass ich Niemand gleichgiltig bin. Um so besser! Ich kann die Lauen nicht leiden und will lieber von Tausend auf