Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1911) J. J. Rousseau
Entstehung
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Rousseaus Mannesalter.

mehr kennzeichnend für den kranken Geist, dass er aus ‚den mehr zufälligen Umständen ein scharfsinnig er­sonnenes System ableitet. Immerhin ist hervorzuheben, dass Morin, dessen Untersuchung sehr gründlich und scharfsinnig ist, sich im Wesentlichen der späteren Auf­fassung Rousseaus angeschlossen hat. Auch er glaubt, dass die Herzogin von Anfang an in feindseliger Ge­sinnung gehandelt habe, und dass die Vertreibung Rous­seaus ihr Ziel gewesen sei. Die Thatsache, dass der geistesgesunde Morin in derselben Weise urtheilte(oder irrte) wie Rousseau, zeigt allerdings, dass Rousseaus Darstellung nicht aus der Luft gegriffen ist. Es ist zu­zugeben, dass in dieser ganzen Angelegenheit manches dunkel ist, aber, wie eben angedeutet wurde, erklärt die Rousseau-Morinsche Auffassung das Unverständ­liche durch die grössten Unwahrscheinlichkeiten. Wenn wir sie für wahnhaft halten, geschieht es nicht nur ihres Inhalts wegen, sondern auch deshalb, weil die Ge­sammtauffassung des späteren Rousseau uns dazu drängt, wir sehen in ihr nicht nur ein Beweisstück für seinen Wahn, sondern beurtheilen sie auch nach diesem.