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Rousseau’s Mannesalter.
mehr kennzeichnend für den kranken Geist, dass er aus ‚den mehr zufälligen Umständen ein scharfsinnig ersonnenes System ableitet. Immerhin ist hervorzuheben, dass Morin, dessen Untersuchung sehr gründlich und scharfsinnig ist, sich im Wesentlichen der späteren Auffassung Rousseau’s angeschlossen hat. Auch er glaubt, dass die Herzogin von Anfang an in feindseliger Gesinnung gehandelt habe, und dass die Vertreibung Rousseau’s ihr Ziel gewesen sei. Die Thatsache, dass der geistesgesunde Morin in derselben Weise urtheilte(oder irrte) wie Rousseau, zeigt allerdings, dass Rousseau’s Darstellung nicht aus der Luft gegriffen ist. Es ist zuzugeben, dass in dieser ganzen Angelegenheit manches dunkel ist, aber, wie eben angedeutet wurde, erklärt die Rousseau-Morin’sche Auffassung das Unverständliche durch die grössten Unwahrscheinlichkeiten. Wenn wir sie für wahnhaft halten, geschieht es nicht nur ihres Inhalts wegen, sondern auch deshalb, weil die Gesammtauffassung des späteren Rousseau uns dazu drängt, wir sehen in ihr nicht nur ein Beweisstück für seinen Wahn, sondern beurtheilen sie auch nach diesem.