Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1911) J. J. Rousseau
Entstehung
Seite
287
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Die Ruhe der Alters-Schwäche.

X.

Als die grosse Erregung, von der die Nachschrift zu den Gesprächen erzählt, vergangen war, hatte der Kampf Rousseaus mit der Welt ein Ende. Die Resig­nation, die anfänglich wohl nur ein Deckmantel seiner Schmerzen gewesen war, wurde ihm mehr und mehr eigen, und er gewann, indem er sein trauriges Schick­sal als unabänderlich betrachtete, die Ruhe, ja zeit­

weise die Heiterkeit der Seele wieder. Freilich ist die Ruhe, um die es sich hier handelt, in Wirklichkeit Aus­druck der Erschöpfung. Die Kraft zu Widerstand und Streit ist aufgezehrt, und die ermattete Seele täuscht sich selbst, indem sie ihre Entsagung als Ergebniss der Ueberlegung betrachtet. Wie es in der Regel ist, war auch bei Rousseau die Stimmung trotz der Re­signation keine ganz gleichmässige, sondern allmählich schwächer und kürzer werdende Aufregungen unter­brachen die Stille.

Wir sind in Beziehung auf die letzten Lebens­jahre Rousseaus fast ausschliesslich auf die Berichte der Zeitgenossen angewiesen. Einige derer, die ihn in seiner Zurückgezogenheit aufzusuchen pflegten, haben nach seinem Tode ihre Erinnerungen an ihn