Rousseau’s Abstammung.
LI.
Ueber Rousseau’s Eltern haben wir fast nur von Rousseau selbst Nachrichten. Rousseau’s Mutter war die Tochter eines Pfarrers*), sie war klug und schön und hatte, da ihr Vater sie abgöttisch liebte, eine sorgfältige Erziehung genossen, sodass sie zeichnete, musicirte, belesen war und Verse machte. Es bestätigt sich somit an Rousseau in gewissem Sinne die Erfahrung, dass geistig hervorragende Männer die Söhne kluger Frauen sind, dass nach Schopenhauer’s Ausdruck„der Intellect“ des Mannes von der Mutter ererbt wird. Ueber krankhafte Zustände in der mütterlichen Familie ist nichts bekannt. Dagegen dürfte in der Familie des Vaters eine Anlage zu Krankheiten des Gehirns vorhanden gewesen sein. Dafür scheint eine Erzählung zu sprechen, die Musset-Pathay nach Corancez mitgetheilt hat. Laut Corancez nämlich kam bald nach Rousseau’s Tode ein Verwandter, der bis dahin in Persien gelebt hatte, nach Paris. Er war ein geistreicher Mann und besass grosse Sprachkenntnisse. Auffallend war seine Aehnlichkeit mit Jean-Jaques. Er blieb einige Zeit in Paris und wurde dann mit einem
*) Nach Gaberel war sie nicht die Tochter, sondern die Nichte eines Pfarrers. Rousseau wäre dann falsch berichtet gewesen.