Motiv zum Buche,
Einleitung.
Leider habe ich Jean-Jaques Rosseau erst spät kennen lernen. Als ich vor einigen Jahren mehrere Wochen am Genfer See zubrachte, las ich zum ersten Male Rosseau’s„Bekenntnisse“. Dieses wunderbare Buch ergriff mich mächtig. Wie Unzählige vor mir, entzückten auch mich der Zauber der Sprache, der Liebreiz der Schilderungen, die Feinheit der Seelenmalerei. Ich lernte den Verfasser ehren und lieben, und doch drängte sich mir, während ich die zweite Hälfte des Buches las, die Erkenntniss auf: Dieser Mann war geisteskrank. Als ich die Sache dann weiter verfolgte, die anderen Werke Rousseau’s und einen Theil der Rosseau-Literatur durchlas, fand ich meine Diagnose vollständig bestätigt. Der geniale Rousseau, der grosse Philosoph und Dichter, war ein Mann, dessen Seele von jeher einen schlimmen Keim in sich trug, er hat Zeit seines Lebens krankhafte Züge gezeigt, und in den späteren Jahren hat jener Keim sich so kräftig entwickelt, dass zweifelloses Irresein mehr und mehr
Möbius, Rousseau. 1