Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1911) J. J. Rousseau
Entstehung
Seite
17
Einzelbild herunterladen

Die paranoische Auffassung.

Rousseaus durch seine Paranoia-Gedanken. Jeder Pa­ranoia-Kranke wird zu bestimmten Uebertreibungen ge­führt. Weiter und weiter dehnt sich ihm der Kreis der Verfolger aus, bis schliesslich alles, was geschieht, mit Beziehung auf ihn, gegen ihn geschieht. Das krank­hafte Denken zwingt.den Leidenden, alles auf seine Person zu beziehen, sich zum Mittelpunkte alles Ge­schehens zu machen. Im Anfange erstaunt er selbst darüber, wie es komme, dass alle die Anderen, ja auch die Grossen und Mächtigen gegen ihn intriguiren, ihn beobachten, auf die geringste seiner Handlungen ach­ten, dass die Zeitungen, die Prediger, die Schauspieler, die Redner im Parlamente ihn meinen u. s. w. Aber allmählich gewöhnt er sich daran, und in gleichem Maasse wächst der Glaube an die Bedeutung der eigenen Person, da doch das Ganze nicht verständ­lich wäre, wenn ihm nicht ein geheimnissvoller Werth, unvergleichliche Wichtigkeit zukäme. Diese para­noische Auffassung ist in Rousseaus Bekenntnissen zwar ‚nur angedeutet, immerhin aber liegt sie zu Grunde, und sie erklärt manches Verwunderliche, so die wiederholte Hinweisung darauf, er sei anders als alle anderen Menschen, und die anderen Stellen, die eine moralisirende Betrachtung veranlasst haben, Rousseau des Hochmuthes anzuklagen. Immer, auch da, wo das paranoische Element fehlt, behalten Rous­seaus Schilderungen etwas Superlativisches. Beson­ders dann, wenn er von seinen Leidenschaften und Leiden spricht, gebraucht er gern die stärksten Aus­drücke. Nach den Schilderungen seiner Kkrankhaften

Möbius, Rousseau.