59
Die Künstler-Nervosität.
scheint wirklich in Chamberpy recht fleissig gewesen zu sein. Viele Eigenthümlichkeiten Rousseau’s, die er selbst scharf hervorhebt, und die von den Autoren in den Vordergrund gedrängt werden, sind einfach die eines jeden Künstlers: lebhafte Phantasie, Neigung zum Träumen und stillen Sinnen, flammende Erregung, Sobald das Interesse erweckt ist, Gleichgiltigkeit gegen das, was den Spiessbürgern werth ist, daher Ungleichmässigkeit, Leidenschaftlichkeit im Handeln wie im Fühlen, daher Schroffheiten, nicht seltener thörichte Thaten u. s. w. Freilich ist das Künstlerische pathologisch, aber doch in einem anderen Sinne als dem gemeinen. Man darf nie vergessen, dass wir uns an den Werken der Künstler nicht erfreuen würden, wären diese Normalmenschen gewesen.
Also in summa, Rousseau war zwar eine krankhafte Natur, aber nicht alles bei ihm ist krankhaft, zieht man das Krankhafte ab, so bleibt ein guter liebenswerther Mensch zurück, der schon in der Jugend vorhanden war, im Laufe des Lebens aber immer schlackenreiner hervortrat.