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Judenproblem / von I. Breuer
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nicht im Gegensatz zu Deutschen, Franzosen, Russen. Die internationale Religionsgemeinschaft der Juden, die man in diesem Zusammenhang vorsichtshalber gerne Israe­liten nennt, ist der internationalen Religionsgemeinschaft der Katholiken völlig gleichzusetzen. Ein Judenproblem in wissenschaftlichem Sinne ist somit überhaupt nicht vorhanden. Bedauerlich genug, wenn selbst in unseren Tagen noch Men­schen ihres Bekenntnisses wegen zu leiden haben. Das aber ist lediglich eine Frage des allgemeinen Menschheitsfort­schrittes. Lasset uns an der Erleuchtung der Menschen rüstig weiter arbeiten!-

Es gibt in Deutschland Christen, edel und vornehm denkende Menschen mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn, die, angewidert von der Pöbelhaftigkeit der antisemitischen Be­wegung, sich unter Überwindung der Stimme ihrer eigenen Brust zu der hier vorgetragenen Anschauung durchgerungen haben und fest entschlossen sind, in den deutschen Juden wenigstens in ihnen nichts als Deutsche israelitischen Bekenntnisses zu erblicken. Jhnenffei,Ehre!-

Ohne Zweifel gibt es in Deutschland auch Juden, die sich im tiefsten Grunde ihres Herzens als Deutsche israe­litischen Bekenntnisses fühlen. Sie leugnen natürlich nicht, aus Palästina zu stammen. Aber seit unvordenklichen Zeiten lebten ihre Vorfahren schon auf deutschem Boden, damals schon, als noch die Pruzzen, die Vorfahren der heutigen Preußen, wilde Feinde des Deutschtums waren. Sie empfinden es als tiefste Kränkung, wenn ihnen ihr Deutsch- tum bestritten wird, und sind, sofern sie Akademiker, jederzeit bereit, mit der Waffe in der Hand für ihr Deutschtum ein­zutreten. Wenn sie Mch erst kaum hundert Jahre an der deutschen Geschichte tätigen Anteil nehmen, so sind sie den­noch fabelhaft schnell in sie hineingewachsen, wofür ihnen Bewunderung gebührt.-

Man muß zugeben, daß für solche Christen und für solche Juden ein eigentliches Judenproblem nicht gelöst zu werden braucht. Sie haben die Lösung praktisch an sich selber voll­zogen. Ihnen ist wohl. '

Aber mit dem Judenproblem geht es wie mit allen an­deren Problemen. Man kann niemanden zwingen, ein Problem zu sehen. Es gibt kein absolutes Problem. Jedes

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