Ägypter ihnen nicht erst Zeit gelaffen, das Brot zur Gärung zu bringen; steht das Bitterkraut, das so bitter ist, wie einst die Knechtschaft war, in der der Pharao die Vorfahren hatte schmachten lassen; steht alles Silbergerät des Hauses, an dem es den Söhnen Israels nie ganz gemangelt hat, seit sie den Vorrat der Ägypter mit in die Wüste genommen. Über die in Lichterglanz getauchte Tafel gleitet der fragende Blick der Kinder und bleibt am Antlitz des Vaters haften: „Was bedeutet all dies?" Da hebt er zu erzählen an, wie es geschrieben ist in der Hagadah, der uralten Freiheitsurkunde der Nation: „Sklaven sind wir gewesen dem Pharao in Mizrajim. Da führt Gott, unser Gott, uns von dort hinaus mit starker Hand und ausgestrecktem Arm. Und hätte der Heilige, gesegnet sei Er, unsere Väter aus Mizrajim nicht hinausgeführt, so wären wir, unsere Kinder und Kindeskinder, dienstbar geblieben dem Pharao in Mizrajim. Nicht nur drum unseren Vätern, sondern uns selbst, wären wir auch noch so weise, erfahren, gereift und wissend, liegt es ob, vom Auszug aus Mizrajim zu erzählen, und wer viel erzählt, ist lobenswert . . ."
Nicht märchenhafte Kunde aus längst verklungenen Zeiten, sondern selbsterlebte geschichtliche Gewißheit ist der jüdischen Nation der wunderbare Auszug aus Ägypten. Des steht der Vater in dieser Nacht vor seinen Kindern als Zeuge der Wahrhaftigkeit. Hat es selber aus dem Munde seines Vaters vernommen, und Glied auf Glied schließt sich die Kette, die die Sklaven der Ägypter über die Jahrtausende hinweg mit ihren jüngsten Nachfahren verbindet.
„Von Geschlecht zu Geschlecht ist der jüdische Mensch verpflichtet, sich anzusehen, als sei er aus Mizrajim gezogen, denn es heißt: erzähle deinem Sohn in der Folgezeit, daß um dessentwillen Gott an mir gehandelt, als i ch aus Mizrajim auszog. Denn nicht unsere Väter allein hat der Heilige, gesegnet sei Er, erlöst, sondern auch uns hat Er mit ihnen erlöst, denn es heißt: uns hat Er von dort hinausgeführt, uns heimzuführen in das Land, das Er unseren Vätern zugeschworen . . ."
Von seinen eigenen Erlebnissen erzählt denn der Vater seinen Kindern. Nicht mehr als Einzelner, schwach,