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Judenproblem / von I. Breuer
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hinfällig, zeitlich auf engsten Raum beschränkt, sondern als Vertreter der Nation, als Fortträger ihrer nationalen Ge­schichte, spricht er zu ihnen und heischt von ihnen den Ge­horsam, den zwar nicht er, den aber die Nation von allen ihren Gliedern erwarten darf. Wehe dem Kinde, das in dieser Nacht, da die Nation zu ihm spricht, mit Achselzucken sich fortwendet und, mit Beziehung auf die ungesäuerten Brote und das Bitterkraut, voll Überlegenheit einwendet: Dieser Dienst, der für eure Vorfahren vielleicht einmal Sinn gehabt haben mag, was soll er denn euch!Euch? Ihm nicht? So hat er sich selber aus der Nation ausgeschieden und damit das Wesen des Judentums verleugnet! So schließe auch du ihn aus, denn geschrieben steht: Um des Gehorsams willen hat Gott an mir gehandelt, als ich aus Mizrajim zog. An mir und nicht an ihm. Denn wäre er mit seinem Ungehorsam in Mizrajim gewesen, er wäre nicht miterlöst worden . . ."

Des Gesetzes willen, weil wir uns bereit gefunden, das Gesetz zu übernehmen, sind wir aus Mizrajim erlöst worden, hat Gott uns aus Sklaven zur Nation erhöht.Gesegnet Gott, der das Gesetz seinem Volke Israel gegeben hat. Ge­segnet sei Er . . ." Wer das Gesetz verleugnet, macht sich noch nachträglich der Erlösung unwürdig und verdiente in Mizrajim als Sklave zu verkommen.

Wisset: wir sind keine Nation, wie die anderen Nationen. Die anderen Nationen-: wer weiß denn, wie sie ent­

standen sind? Die natürlichen Bedingungen ihres Seins tragen sie. Sie verehren den Boden, der ihnen Früchte bringt, die Sonne, die ihnen leuchtet, die Muskelkraft, die sie schützt. Wir aber? Seht den Therach an, den Vater des Abraham und des Nachor. Jenseits des Stromes saß er, blieb er mit Nachor und teilte das Geschick der Nationen. Den Abraham aber, euren Vater, nahm Gott von jenseits des Stromes und führte ihn herum im ganzen Lande Kanaan, wählte aus der Fülle seiner Nachkommen den Jizchak, schenkte dem Jizchak den Jaakob und den Esaw, überließ dem Esaw das Gebirge Sßeir und brachte den Jaakob und seine Söhne nach Mizrajim. Haß und Miß­gunst hat uns dort versklavt, und während Esaws Nach­kommen schon als Könige in Sßeir herrschten, waren wir

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