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Der Weg meines Lebens : Erinnerungen eines ehemaligen Chassiden / von Josef R. Ehrlich ; mit einem Vorworte von Josef Weilen
Entstehung
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Krankheiten heraufbeſchworen, die kein Arzt heilen kann. Heftiger aber als Alles pflegte dereinſt in Brody die Seuche zu wüthen und raffte dahin, was die Elemente verſchont. So ſind alle meine Geſchwiſter, zwölf an der Zahl, an der Seuche geſtorben. Glied für Glied wurden fie meinen Eltern ent­riſſen; keines von ihnen hatte das vierzehnte Lebensjahr über= ſchritten, bis auf die Schweſter Zipora , die in ihrer vollſten Blüthe geſtanden. Aber auch mein Vater fiel als Opfer der verzehrenden Peſt, ſchnell, unerwartet, unvorhergeſehen. Nun ſtand meine Mutter da, vom gewaltigen Pfeil des ſtummen Schmerzes durchbohrt, wenn auch jener der Seuche fie ver­ſchonte. Doch hielt ſie noch ihr einziger Troſt, Zipora, empor und gab ihr neuen Lebensmuth. Allein drei Tage nach dem Verluſte ihres Gatten trug ſie auch dieſe zu Grabe, und hier an ihrem Leichenſteine weinte fie ſich, ach, die Augen hinweg, die perlenkundigen Augen ſie wurde für immer des

Lichtes beraubt, Finſterniß umnachtet ſie bis auf den heutigen

Tag. Alſo ward auch ihr eigener Leib, wie bei Hiob er­griffen, ihr ganzes Weſen war nunmehr eine Schmerzens­Empfindung, und gerade um dieſe Zeit wurde ſie noch einmal berufen, Mutter zu werden, noch einmal mit gewaltigen Banden ans Hierſein gekettet, ihrem Schooße ſollte ſich noch ein letzter Sproß entwinden; dieſer Sproß war ich ſo kam ich zur Welt.

Tage und Wochen vergingen, und die Mutter vergaß ihr früheres Unglück. Da ſie das Augenlicht verloren hatte, mich alſo dem Geſichte nach nicht kannte, ſo fühlte ſie ſich einſeitig nur im Genuß ihrer Liebe befriedigt und wurde deſto be­ſorgter und unruhiger um mich. Die Pflege und Wartung, die ich als Säugling erforderte, konnte fie ſelbſt mir nicht an­gedeihen laſſen, fie vermochte aber auch nicht mir eine Wärterin aufzunehmen, denn durch den Verluſt ihres beſten Sinnes war

unbewohnbar und die Unglücklichen elender. Dazu werden

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beim ſeine keine anfin d. i. ſeine ſollte ſtatt mein wind von

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