X.
In ſchlafloſer Unruhe vollbrachte ich die lange Winternacht. Auch Gütele ſchlief nicht, ſie ſaß auf dem Bette und ſann auf Troſt und Ermunterung. Als endlich der Tag mit dämmerndem Licht wieder hervorkam, da trieb mich die Beſorgniß, Samuel könnte erſcheinen, raſch vom Lager, ich betete kurz, um nur Gütele zu befriedigen und lief dann geſchwind in die Schule. Doch dünkte es mir unterwegs, ob es nicht beſſer wäre, ich ginge zuvor„nach Hauſe“, um den Samuel unter Thränen und Schwüren, wie ich es oft gethan, um Verzeihung zu bitten. Allein, es erwachte in mir eine Art von Trotz, das ſchöne Wetter flößte mir Muth ein, und ſo ging ich mit feſtern, entſchloſſenern Schritten rechts hinüber den kürzern Weg zur Schule. Als ich, obzwar verſpätet, an die Thüre der Klaſſe gelangt war, hörte ich von innen heraus die Jünglinge folgendes Morgenlied ſingen: (Ich trat ein, und blieb, um nicht zu ſtören, am Eingange ſtehen.
„Gott ſchuf die ſchöne Sonne, „Er gab dem Tag ſein Licht „Und mir, mir gibt er Wonne „Bei treu erfüllter Pflicht.