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Der Weg meines Lebens : Erinnerungen eines ehemaligen Chassiden / von Josef R. Ehrlich ; mit einem Vorworte von Josef Weilen
Entstehung
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IX.

Indeß verging ein Tag um den andern, ein ganzer Monat auch; der Winter kam mit feinen wirbelnden Schnee flocken, Eisblumen und beharrlichen Fröſten und wir Jüng linge ſaßen im warmen Saale, vor uns der weiſe Ben Zion Barat. Die großgedruckten Lettern der Fibel hatten wir bereits zu Ende geleſen, auch die LiedchenZwei Augen Zwei Ohren,Ein Herz trugen wir ſchon auswendig vor, und nun begannen wir mit Luſt und Unternehmung geiſt das erſte Leſeſtück:An einem heitern Wintertage. Wir vertieften uns in den niedlichen, anmuthigen Inhalt ganz. Weislich knüpfte Ben Zion Barat Betrachtungen an, die unſerm Alter entſprachen und erhöhte ſo den Eindruck des Allzueinfachen. Sorgfältig vermied er jede Abſchweifung, jede Uebertreibung, er vervielfältigte nur die neuen Bilder,] aber zugleich mit jener lockenden Anmuth, wie wir ſie in der friſchen Welt des Büchelchens fanden.|

Dieſe beſtändige Lenkung der Augen auf die uns ſonſt| fremde Natur, dies gänzliche Hinüberziehen des Gemilthes in die Einfalt eines anders geſtalteten Lebens, dabei die ganze Veränderung der Sprache, die neue, friſche Benennung der Dinge, Knaben und Mädchen, die ſchmiegſamen, geräuſchloſen Verhältniſſe derſelben das alles verjüngte mich wieder zum Kinde. Weit, weit und fern ſchien mir dies Land zu liegen, je harmloſer, deſto weiter verſetzte ich die Gegenden, mit ihnen