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Der Weg meines Lebens : Erinnerungen eines ehemaligen Chassiden / von Josef R. Ehrlich ; mit einem Vorworte von Josef Weilen
Entstehung
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mich ſelbſt. Und wenn ich aufblickte! dieſe dämmernde Stille im Saale, draußen der junge, blendende Schnee, die ſehnende, hangende Stimmung des Nachmittags, die Ordnung der gedrängter Sitzenden, das Vernehmen einer Stimme, der wir folgten mit lauſchender Neugier ach, wie flötete es zu dieſer Stunde in meinem Innern und war es nur Eine Stunde, um ſo ſtärker feſſelte mich der liebliche Vortrag und ich ſehnte mich nach ihm mit ganzem Herzen, ſobald das lärmende Gepolter meines häuslichen Lebens mich umtobte.

Seit dieſer Zeit war ich auch empfindſamer als je ge­worden und es regte ſich ſchon in meinem Innern ein leiſer Widerwille gegen das, was mir bis nun ſo mächtig das Herz geſchwellt. Kalt und gleichgültig wurde ich gegen die Gebote desDürfens und Nichtdürfens, ich warf und ſchaukelte mich nicht mehr beim Beten, ſprang nicht mehr fußhoch in die Luft bei der lärmendenKeduſcha, ballte auch nicht mehr die Fäuſte gegen Gott im hitzigen Eifer des Echod, ich heuchelte bloß mit Augen und Munde, um nur nicht den furchtbaren Zorn des Samuel auf mein Haupt zu laden.

Mittlerweile erfuhren die jungen Chaſſidim, daß ich ein Schüler geworden und poſaunten es im Bethauſe vor allen Schläfegelockten aus. Zwar wagte es keiner von denBal­batim(Hausherren, Angeſehene) den Samuel hierüber zur Rede zu ſtellen, denn er war in der Jolles-Gemeinde ein nützliches Mitglied, dafür aber pflegten die eifrigen Jüng­linge mir auf dem Wege zur Schule aufzupaſſen und ſchmäh­ten mich dann mit allerlei Spottliedern. Das ſchmerzte mich zwar ſehr, aber der Himmel gab mir nur dadurch die Ge­legenheit mich gänzlich von ihnen abzuſondern, und den Gebil­den meiner neuen, jungen Welt deſto ungeſtörter nachfinnen