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Der Weg meines Lebens : Erinnerungen eines ehemaligen Chassiden / von Josef R. Ehrlich ; mit einem Vorworte von Josef Weilen
Entstehung
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XIV.

Als Gott ſah, wie leidensfähig mein Gemüth ſich zeigte und daß, je mehr Widerwärtigkeiten mich beſtürmen, deſto ernſtlicher mein Drang zum Ueberſinnlichen ſich erweiſet, be­ſchloß er, mich in ſolche Verhältniſſe zu führen, in denen ich weniger als ein Haushund beachtet werden ſolle, damit ich vor lauter Misachtung und Geringſchätzung, an meiner Perſon nichts finden ſoll, was mich zur Eitelkeit, dem erſten und letzten Schritt alles Verderbens, verleiten könnte.

Unter meinen zahlreichen Mitſchülern war auch ein ge­wiſſer Barbaſch. Er war der Enkel des ſteinreichen Biſam­händlers Marcus Hermelin, deſſen fünf verheiratete Töchter in ſeinem eigenen Hauſe neben und übereinander wohnten; die Aelteſte derſelben war eben die Mutter des Barbaſch. Ihr Gatte Iſak, der am Geſchäfte des Schwiegervaters betheiligt war, kümmerte ſich nicht um häusliche Dinge, wiewohl er ſich nie die kleinlichen Bewegungen der Landes-Politik entgehen ließ. Uebrigens war er eine heftige und barſche Natur, dabei tiefſinnig, zerſtreut, düſter und nicht jo leicht zugänglich und hatte weder Verſtändniß für die innere Verwaltung des Hauſes, noch Sinn für die Erziehung ſeiner Kinder. Dazu war aber die Gattin ſehr geeignet; ſie war überaus klug, umſichtig, kurz von Wort und That, nahm Anſtoß am Ueberflüſſigen, gab ſelten im Unterhandeln nach, zeigte ſich zornig bei kaltem Blute und da ſie außerdem ſchwerhörig war, ſo machte ſie den

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