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Der Weg meines Lebens : Erinnerungen eines ehemaligen Chassiden / von Josef R. Ehrlich ; mit einem Vorworte von Josef Weilen
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Seite
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K

Ausſehen., Wenn du/ ſprach er lächelnd, fo große Theilnahme zeigſt für die Natur, nun, ſo erfreue dich an der Enthüllung dieſes Räth­ſels: In den morgenländiſchen Gegenden iſt jetzt eine totale Mondes­finſterniß, von der wir Europäer nur eine part iale ſehen; warte noch eine halbe Stunde und der Schatten der Erde wird vorüber­ziehen und dir deinen Mond unverſehrt wieder geben. Ich küßte dem Manne für dieſe Erklärung die Hand, dann ſtreckte ich mich hin auf die Breter des Ganges, verſchnaufte mich ein wenig und ſah wirklich das Licht immer mehr und mehr zu­nehmen. Nachdem ſich die Scheibe ganz gefüllt hatte, ging ich fort und ſuchte im Scheine des Vollmondes, da es ſchon ganz dunkel war, ein Plätzchen auf einer mit Geſträuchen be­deckten Wieſe und ſprach:Haſt du mich geprüft, Natur? Haſt du meine Liebe zu dir auf die Probe geſtellt? Von mmm an, himmliſche, göttliche, nie irrende, will ich mit ganzer Seele dich lieben und an deinen Buſen mit inniger Zärtlichkeit mich ſchmiegen. Ach, ich ergötze mich ja ſo ſehr an deiner Ord= nung, daß ich nur mit Zittern deine gewohnten Züge vermiſſel Lenke aber auch mich zur Ordnung, mache mich feſt, wenn ich auch ſcheinbar für andere flatterhaft bin und halte mich treulich in deinem Geleiſe, niewankende Natur!

Nachdem ich mich mit ihr ſo verinnerlicht hatte, ging ich nach Haufe und rechtfertigte meine frühere Aufregung. Ob fie mich verſtanden, oder nicht, das WortMeſchugge undverrückt geſellte ſich unwillkürlich meinem Namen und ich empfand darüber unſägliche Qual.Fort von hier! rief es in meinen Innern;ich Thor, der ich wähnte, wo daheim zu fein, mein Weſen ächzt unter der Wucht der Verkennung fort, dieſes ſei die letzte Nacht meines hierortigen Verweilens und ſollte ich einen Wald behauſen, nur fort von hier! Leibliche Wohlthat genügt mir nicht!