XIII.
Wie ein Kaninchen tief zwiſchen die Seinen ſich wühlt und verbirgt, alſo lebte ich mich hinein in die Mitte der Andersredenden, Andersgeſtalteten und konnte zum erſten Male mir ſagen:„Ich bin wo daheim.“ Meine Mutter, wiewohl ihr die deutſchen Sitten des Hauſes anſtößig waren, freute ſich doch, daß ihr Sohn in„ſichere Händen“ gekommen, lernte auch mit der Zeit den Schmerz über meine Verwandlung ertragen und nur dann und wann entrangen ſich ihrer Bruſt unwillkürliche Seufzer.
So vergingen Tage, Wochen und Monate; ich wurde vertrauter mit den Söhnen, luſtiger auch mit den Mädchen des Hauſes und vergaß leider, daß ich nur ein Eingewanderter ein Fremdling ſei, der dem Drange des Herzens, ſich ganz zu verſchwiſtern, wohl nicht nachgeben darf. O Menſchennatur! wie offenbart ſich in der Einfalt deines kindlichen Wollens das Sittengeſetz der ewigen Welt, das Gemeinſamkeit fordert, liebevolle Durchdringung der Herzen bei aller Verſchiedenheit von Geburt, Rang, Stand und äußerer Tracht!— Als zudringlich wurde ich erkannt, der innere Drang mich jenen Menſchen ganz einzuverleiben fiel wie Anmaßung auf mich zurück und Qualen der Verkennung kamen in mein Herz. Hätte ich damals erkannt, daß die Vorſehung mein Leben auf Täuſchungen eingerichtet, und daß ich nichts auf Erden für unwandelbar anſehen ſoll, ich hätte mich wohl zu tröſten gewußt;