Druckschrift 
Der Weg meines Lebens : Erinnerungen eines ehemaligen Chassiden / von Josef R. Ehrlich ; mit einem Vorworte von Josef Weilen
Entstehung
Seite
107
Einzelbild herunterladen

r 2

107

Jahr noch Zeit hatte, eilte ſie an der Hand eines Mädchens außerhalb der Stadt, ſetzte ſich zu einem Bauer auf die frucht­beladene Fuhr und räderte nach Zloczow.

Unterdeſſen ſaß ich zwiſchen den Jünglingen vor Ben Zion Barat in der vierten Klaſſe und wir laſen die hiſto­

riſchen Leſeſtücke, aus denen wir ſo viel Rühmliches über Muth

Tapferkeit und Vaterlandsliebe vernahmen. Da ich mir dieſe Tugenden, meinem jungen Denken und Fühlen gemäß, ganz rein vorgeſtellt hatte, da entflammte mein Herz und entzündete den Willen, meinen Kameraden einen Beweis von meiner Vater­landsliebe zu liefern. Der pläneentwerfende Teich ſchloß ſich mir ſofort an und wir gingen hin, um uns anwerben zu laſſen. Als wir an der Aufnahmskanzlei angelangt waren, beſann ſich Teich eines Beſſern, ſchickte mich voran und wartete draußen auf den Erfolg. Sa trat ich denn allein zur Thüre hinein und ſtellte mich dem Polizei⸗Commiſſär als Freiwilliger vor. Dieſer jedoch meinte, ein Gewehr wiege ſchwerer als mein ganzes Weſen und rieth mir von meinem Unternehmen ab. Allein, ich beharrte bei meinem Entſchluß und, um mich nicht ganz abzufertigen, prüfte er meine Feder. Sie gefiel ihm und er beſtimmte mir darauf den Tag, an dem ich in ſoldatiſcher Montur abrücken ſollte. Dies erzählte ich dem pläneent­werfenden Teich, er aber fuhr mich an und ſprach in eifrigem Tone:Was, mit einer Feder willſt du ins Schlachtfeld ziehen? In eine Kanzlei wird man dich ſtecken und den be­treffenden Schreiber dafür in den Kampf ſchicken. Wo iſt dann dein Plan für die Ehre des Vaterlandes einzuſtehen? Statt zu tödten und zu verwunden, wirſt du Getödtete und Verwundete auf dem Papiere ſchreiben und zählen, pfui dar­über! Wenn du dazu deinen feurigen Geiſt hergibſt, dann haſt du keinen und biſt nur ein Prahler!

Seine Worte leuchteten mir zwar ein, da ſich aber in