Heft 
(1955) 1
Seite
5
Einzelbild herunterladen

erwiesen. Unter seinem Zeichen war Ruhe und Ordnung im Land, das Gesetz regierte und nicht Wegelagerertum und Faustrecht, Handel und Wandel gediehen, und der Wohlstand blühte.

Unter dem erwähnten Kurfürsten Joachim II. wurde in Brandenburg die Reformation eingeführt. 1539 setzte sie sich in Perleberg durch. Der Bürger­meister Konow war hier ihr Wegbereiter. Neben den weltanschaulichen gab es dabei auch Motive materieller Art. Die Stadt lag im Streit mit dem Bischof von Havelberg. Sie unterstützte daher das Bestreben des Kur­fürsten, dem das reiche Bistum Havelberg auch verlockend genug war. Nach geglücktem Vorhaben mußte Palmus Mechow am 4. Dezember 1539 in Perleberg den letzten Gottesdienst nach altem Ritus in der einst an der Jakobikirche angebauten Marienkapelle halten. Der Kurfürst machte seinen siebenjährigen Enkel zum Bischof und damit Nutznießer der fetten Pfründe von Havelberg, die Stadt Perleberg aber belohnte er mit der Ver­leihung eines Landgerichtes. Erster Landrichter wurde der oben erwähnte tatkräftige Bürgermeister Johannes Konow. Das war eine gewaltige Etappe in dei Fortentwicklung der Stadt und in der weiteren Entfaltung eines ireien selbstbewußten Bürgertums auch in Perleberg. Die Umwandlung vom Stadt- zum Landgericht wirkte sich bald drastisch aus und wurde eisern gefestigt in der erwähnten Hinrichtung des Ritters Hans von Warten­berg im Jahre 1542. Diese Machtsteigerung mußte dann auch äußerlich einen noch stolzeren und sichtbareren Ausdruck finden. So ist anzunehmen, daß aus diesem Grunde vom Rate der Stadt einem bedeutenden Steinmetzen der Auftrag zur Herstellung unseres heutigen stattlichen steinernen Rolands gegeben wurde. Der uns leider unbekannte Meister vollendete sein Werk 1546. Er schuf ein Standbild, das mit Sockel und Figur die Höhe von 5,55 m hat die Figur allein 3,82 m, das zwar aus 16 Teilen besteht, das aber in seinem Aufbau und in seiner proportionalen Symmetrie wundervoll ge­schlossen und überaus imposant wirkt und das sachverständige Kunst­historiker und Bildhauer noch heute zur rückhaltlosen Bewunderung zwingt. Auch das ist mit ein Grund, warum die Perleberger noch heute so stolz auf ihren Roland sind und ihn schöner als die anderen noch vorhande­nen finden.

Es ist anzunehmen, daß der steinerne Roland zunächst auch wieder seinen Platz in dem schönen Winkel zwischen Rathaus und Kirche an der alten Gerichtslaube erhielt. Den 30jährigen Krieg und vor allem den grausigen Schwedentag im November 1638 wird er dort erlebt haben. Dort sind ihm vielleicht auch aus den Donnerbüchsen betrunkener Landsknechte die acht bis zehn Bleikugeln in die linke Gesichtsseite geschossen worden, die ihm die Ohrmuschelhaube völlig zerstörten und auch dem Bart einen tiefen