Sprung beibrachten. Um 1700 soll dann der Überlieferung nach der Roland auf seinen jetzigen Standort, den Marktplatz, gebracht worden sein. Diese Überlieferung berichtet von Schleifspuren, die beim Transport über den Marktplatz entstanden sein sollen und dort noch sehr lange zu sehen gewesen seien. Diese Spuren werden wahrscheinlich von der „Schlöpe“ hergerührt haben, auf der die Stücke einzeln über den ganzen Markt befördert wurden. Die Aufrichtung am neuen, repräsentativeren und für die Öffentlichkeit sichtbareren Standort geschah aber, wie sich jetzt bei der Umsetzung herausstellte, recht mangelhaft, wenigstens was das Fundament anbelangte. Die zum Teil recht beschädigten Grundplatten wurden einfach auf ein mit Feldsteinen, Ziegelbruch, Papierresten und sonstigen Abfällen ausgefüllte Grube gelegt. Dies wurde dann in unserer Zeit mit eine Ursache dafür, daß der schwere steinerne Mann in seinen Grundfesten wankte. — Der älteste erhaltene Perleberger Stadtplan, der von 1726, zeigt den Roland schon an seinem jetzigen Standort. Interessant ist dabei, daß außer einigen Brunnen in der Nähe des Rolands auch ein kleines Häuschen eingezeichnet ist Es steht direkt neben ihm. Uber seine Bedeutung ist man sich nicht im klaren.
Der Roland hat nun fortan mehr von der Geschichte dieser Welt miterlebt als in seinem bisherigen stillen Winkel. Er sah mit dem Blick über den weiten Marktplatz das fernere Geschehen unserer Stadt in einer größeren Perspektive. Manches stadtgeschichtlich wichtige Ereignis, daß sich unmittelbar vor ihm auf dem großen Marktplatz abspielte, hat er nun schauen dürfen. Er sah den Einzug der Franzosen 1806; er spürte die gewaltige Hitze des großen Brandes von 1807, der die eine Seite des Marktplatzes völlig in Asche legte; an ihm rollte die Reisekutsche des in Perleberg verschwundenen englischen Diplomaten Lord Bathurst vorbei und auch die des 1848 auf der Flucht befindlichen Prinzen Wilhelm von Preußen, des nachmaligen Kaisers Wilhelm I. Er sah alles mit steinernem, ungerührtem Antlitz. Er ließ auch manches persönliche Geschehen unbeeindruckt über sich ergehen. Das heißt, so ganz doch nicht. Wenn durch die Jahrhunderte die Generationen Perleberger Jungen an ihm herumturnten, so zerstörten sie mit ihren Füßen die kostbaren figürlichen Reliefs an seinem Sockel, die mancherlei Deutung erfahren hatten. Es waren nackte, puttenähnliche Gestalten, die nach diesen Deutungen u. a. die erste Gesetzesübertretung von Adam und Eva im Paradies, den Roland, wie er sein Horn Olifant blies und einen Wagenhalter mit dem achtstrahligen Perleberger Perlenstern im Rahmen dargestellt haben sollen.
Auch daß dem Roland ein paar übermütige Ulanenfähnriche in einer Zechernacht mit dem Pallasch die Nase abschlugen, empfand er verletzend. Sie