sich regelmäßig als Durchzügler einstellt. Scheu und unstet, ist er schwer zu beobachten, zeigt sich aber nur wählerisch in seinem Aufenthalt. Brutvogel ist er hier in der Gegend nicht. Man sieht ihn hier in den Niederungen überall, besonders kurz vor und nach Sonnenuntergang. Auch Bekassinen sind nicht selten, scheinen aber die Wiesen nur zu durchstreifen, um bald wieder im nahen Walde zu verschwinden, um dort nach Nahrung zu stechen. Keine Seltenheit ist ebenfalls in manchen Jahren der Goldregenpfeifer (Charadrias pluvialis), wozu sich hin und wieder der merklich kleinere Mornellregenpfeifer (Charadrius morinellus) gesellt. Beide Arten sind hier nur auf dem Durchzuge und brüten, letztere Art anscheinend überhaupt nur, unter den höheren Breitengraden unseres Erdteils. Ich traf sie häufig in den zwanziger Jahren auf meinen Reisen im Norden Schwedens und Norwegens in den fast baumlosen Tundren als Brutvögel an, wo sie diese öden, fast menschenleeren Gegenden in anmutigster Weise belebten. Oft steht auch der graue Reiher am nahen Lödcnitzufer, um rechtzeitig ein bescheidenes Frühstück zu ergattern.
Von den kleineren Singvögeln sind es dann später, von etwa Anfang Mai an, hauptsächlich braunkehlige Wiesenschwätzer und der schlichte, lerchenfarbige Wiesenpieper, welche beide nicht wenig zur Belebung der angrenzenden Viehkoppeln beitragen. Vom nahen Wald ertönt der kana- rienähnliehe Gesang des Baumpiepers, ein dem Wiesenpieper zum Verwechseln gleichgefärbter Vogel; er unterscheidet sich eigentlich nur durch den Gesang und der mehr gebogenen Kralle der Hinterzehe von jenem. Unsere Stelzen kommen in allen drei Arten vor, nämlich als weiße Bachstelze, Gebirgsstelze und die bedeutend weniger in der Allgemeinheit bekannte Schafstelze. Von letzterer Art gibt es mehrere verschiedene Formen (partikuläre Rassenunterschiede). Alle drei Stelzenarten brüten hier in der Umgebung. Erstere beiden Arten sind Halbhöhlenbrüter, während die Schafstelze zu den Bodenbrütern zählt. Das Nest dieser Art ist meist im hohen Grase der Wiesen angelegt. Mistel- und Singdrossel haben im nahen Walde (Marienhof) ihren Standort. Laut und weit hörbar erklingt in den Abendstunden ihr herrlicher Ruf. Gleichzeitig trifft man dort beide fast gleich gefärbte Laubsängerarten, nämlich Wald- und Fitislaubsänger an. Buchfinken erregen durch fleißiges Schlagen unsere Aufmerksamkeit.
Ein teilweise hohler Koppelpfosten dient dem Hausrotschwanz als Kinderstube. Den ganzen Tag über ist er in Bewegung, ja, er ist ein wahrer Frühaufsteher. Schon vor Sonnenaufgang, in der Morgendämmerung läßt er seinen kurzen, kreischenden, an das Schärfen einer Säge erinnernden Gesang hören. Seine Stimmittel sind gering, er gehört aber zu den wenigen Zugvögeln, die auch in ihrer Winterherberge ihren Gesang hören lassen.
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