Heft 
(1955) 7
Seite
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seilte sich zu ihnen manchmal schon ein zu weit nach Norden verflogener, südlich der Sahara sehr häufig vorkommender Schildrabe (Corvus scapu- latus), welcher aber bedeutend kleiner und anders gefärbt ist. - In einem griechischen Restaurant in Luksor traf ich einen zahmen, frei herumfliegenden Raben an, welcher außer den griechischen Wörtern: papa. mama, malista auch die italienischen Wörter: Vuole mangiare, vuole man- giare Lei (wollen Sie essen) oft hintereinander wiederholte. Man rief ihn mit dem eigenartigen Neimen Chaud (franz. gespr. scho = heiß). Er kam auch manchmal auf diesen Ruf hin eifrig herbei, war doch mit dem Worte Chaud stets etwas Genießbares verbunden. Erhielt er etwas, so nannte er sich meistens bei seinem eigenen Namen, seltener brachte er in diesem Falle das arabische Wort: katakerak (danke) heraus. Oft sagte er aber auch kurz sein zweites französisches Wort, nämlichmerde, welches auch der Franzose in besserer Gesellschaft nicht gern anwendet. Brachte ihn sein Herr für einige Zeit auf den Hof, so saß er dort meistens stundenlang auf dem Zaun und ahmte das Röhren der Maultiere, das Rufen des Wiede­hopfes, wobei er ebenfalls den Kopf nach hintenüber bog, und das Geschrei der Schmarotzermilane nach. Ihr Gekreische brachte er ebenfalls oft, so­bald ich ihm etwas Freßbares zuwarf. Er war sich also der Bedeutung der ihn gelehrten Worte nicht bewußt. Überhaupt ist es unsinnig, ausgerechnet einem Vogel, wie es leider häufig unter den sogenannten Auchvogelfreun­den noch vorkommt, menschliches Empfinden beimessen zu wollen. Gleich in Gestalt und Gefiederfärbung, nur mit violettem Glanz, aber bedeutend kleiner ist die Rabenkrähe (Corvus corone) und ebenfalls, was Gestalt und Körperform betrifft, aber mit grauen Schultern und grauem Oberrücken und gleich gefärbter Unterseite, die Nebelkrähe (Corvus comix). Erstere ist oder soll häufig westlich der Elbe sein, während hier bei uns eigentlich nur die Nebelkrähe angetroffen wird. Aber auch westlich der Elbe kommt sie meiner Beobachtung nach recht häufig vor. In der Lüne­burger Heide, in der Umgebung von Walsrode und Fallingbostel traf ich vor Jahren die Nebelkrähe bedeutend häufiger an als die Rabenkrähe. Eben­falls war sie im Süden, im Nildelta, eine allgemeine Erscheinung, während die Rabenkrähe dort zu fehlen scheint. Weiter südlich, in den Oasen (Oasis el Fajum), war auch unsere Nebelkrähe bereits eine Seltenheit, kam aber dort immerhin vereinzelt noch vor.

Beide Arten schreiten sehr frühzeitig im Jahre zur Brut; bei warmem Wetter wird oft schon Anfang März mit dem Nestbau begonnen. - Dort, wo die Verbreitungsgebiete der Raben- und Nebelkrähe Zusammentreffen, verpaaren sich beide Arten oft miteinander, und zwar war hier in unserer Prignitzer Gegend stets das Männchen eine Räbenkrähe. Reciproke Ver­paarungen scheinen sehr selten zu sein, wenigstens habe ich hier noch keine solche beobachtet. Übrigens leicht zu beobachten und festzustellen, man braucht nur die Brutvögel zu beobachten. Nur das Weibchen brütet

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