Heft 
(1955) 7
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fast ausschließlich und wird nur vom Männchen in den Mittagsstunden kurz abgelöst.

Raben- sowohl wie Nebelkrähe, auch die Bastarde beider Arten, nehmen häufig, besonders an wärmeren Tagen, eine eigenartige Schlaf- oder Ruhe­stellung ein, indem sie minutenlang mit tief herunterhängendem Kopfe auf einem Ast hocken.

Ausgezeichnet durch tiefschwarzes Gefieder mit prächtigem stahlblauem und violettem Glanz und wenig gebogenem, stumpfschneidigem, nacktem, gelblichem Schnabel ist die Saatkrähe (Corvus frugilegus). Sie ist eigent­lich ein Zugvogel, welcher bei kaltem Wetter oft schon im Oktober mildere Gegenden in Südeuropa aufsucht. Ein großer Teil überwintert aber hier und kommt dann bei starkem Schneefall in den kalten Wintertagen in die Ortschaften, um auf Dungstätten oder an einem Aase, welches sie sonst ungern annimmt, ein recht kümmerliches Dasein zu fristen. Im Frühjahr halten sie sich am liebsten auf frischgepflügten Äckern auf, um dort ihre Nahrung zu suchen; abends fliegen sie in Gehölze, um dort in Scharen zu übernachten. Bei uns schreiten die Saatkrähen etwa Mitte März zur Brut, wenigstens beginnen sie um diese Zeit mit dem Nestbau. Sie brüten in Kolonien, so daß oft mehrere Nester auf ein und demselben Baume an­gelegt werden. Die Jungen werden nur mit animalischer Kost (Engerlingen, kleineren Lurchen usw.) gefüttert. Später werden allerdings auch pflanz­liche Stoffe, wie Getreidekömer und Pflanzenkeime, aufgenommen. Über den Nutzen und Schaden der Saatkrähen ist in früherer Zeit bereits so viel geschrieben worden, daß es sich für mich erübrigt, darauf näher einzugehen.

Bedeutend kleiner als die bis jetzt erwähnten Rabenarten ist die Dohle (Corvus colaeus oder Colaeus monedula). Sie ist ebenfalls gesellig und brütet hauptsächlich an Türmen, alten Kirchen, Ruinen, aber leider auch in Schornsteinen, wodurch der Rauchabzug nicht nur gestört, sondern oft auch total behindert wird. Von ihren einmal gewählten Nistplätzen sind sie schwer zu vertreiben. Ihre Hauptnahrung sind Insekten, Würmer, auch Getreide, namentlich Weizen. Aber auch junge Vögel sind vor ihnen nicht sicher, teilweise sind sie sogar arge Nestplünderer. Ist Wind oder Regen im Annahen, so werden sie sehr unruhig und fliegen dann dicht, ähnlich den Schwalben, über dem Erdboden dahin und lassen ihre Stimme beständig hören. Ihr Verbreitungsgebiet ist ein großes, ist aber nach dem Norden hin bedeutend weiter ausgedehnt als nach dem Süden. Das süd­lichste Gebiet, wo ich noch Dohlen in größeren Mengen antraf, war die Türkei. In Konstantinopel sah man sie noch in ziemlicher Menge, be­sonders auf den Minaretts der Moscheen sitzen und scheinen auch dort vielleicht noch Brutvögel zu sein. Dagegen waren sie in Smyrna schon eine Seltenheit.

Von gleicher Größe ist ungefähr die Elster (Pica pica), jedoch mit bedeu-

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