Im 17. Jahrhundert kamen französische Mädchennamen in Mode. Man fand Gefallen an Henriette (zu Henri — Heinrich), berlinisch Jette, Charlotte (zu Charles — Karl), kurz Lotte, Louise (zu Louis = Ludwig), Jeanette (zu Jean = Johann), vulgo Nette, Adelaide (= deutsch Adelheid). Die Mehrzahl der angeführten PN sind, wie ersichtlich, deutsche Namen in französischer Form.
Um 1700 kam in deutschen Landen die Unsitte auf, beliebige männliche Vornamen in weibliche zu verwandeln: Albertine, Adolfine, Ernestine, Christiane, Caroline, Pauline, Wilhelmine, Friederike, Auguste u. a.
Einmal in den Händen der Gelehrten, trieb die -ine-Mode absonderliche Blüten. Im Streben nach ,natur- und vernunftgemäßen Formen“ gelangte man zu Bildungen wie Helmine, Amaline (die Fleckenlose), Artigine (die Artige), Blumine (lat. Flora), Freudine, Lustine, Sanftina und ähnlichen Kuriosa. Auch Adolfa, Bruna, Christa, Alberta, Paula u. a. errangen — die meisten nur zeitweilig — Beliebtheit.
Im 18. Jahrhundert ist der deutsche Norden von der biblischen Tradition beherrscht. Weitaus an erster Stelle der Taufnamen steht Johannes, der Name des Täufers, wofür auch die Taufregister der Prignitzer Gemeinden ausreichende Belege bieten.
Neben diese biblischen Vornamein treten seit etwa 1700 deutsche Namen, in denen das Streben der Zeitgenossen nach einer tieferen Frömmigkeit zum Ausdruck kommt. Das Kind sollte durch seinen Namen an den Schöpfer aller Dinge erinnert werden. (Ähnliche, wenn auch nicht so gefühlsmäßige, theophile Namen bot uns schon die Antike.) Gotthold, Gottfried, Gottlieb, Fürchtegott, Gotthard, Traugott, Christlieb, Leberecht und ähnliche, aus deutscher Volkskraft neugeschaffene Namen füllen die Taufregister jener Zeit.
Der Kyritzer Friedhof weist einen einzigen Gottlieb auf (latein. Amadeus, griech. Theophilos) und einen Christlieb, geb. 1887.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurden einzelne englische Tauf nahmen auf deutschem Boden heimisch: Harry, Betty, Edward .Besitzeshüter“, Ellen, Kurzform für Elihor oder Helene ,die Leuchtende“, Edith .Kämpferin um I ihren Besitz“, Edgar .Besitz“ + ,Speer“. Edith vor allem hat ihre Beliebtheit auch in der Neuzeit behauptet: In Kyritz achtmal, in Putlitz viermal notiert. Altdeutsche Frauennamen erlebten gegen Ende des 18. Jahrhunderts eine vorübergehende Auffrischung durch die Ritterpoesie. Adelheid und Mathilde wurden beliebt, die Emma- und Bertha-Mode hingegen war kurzlebig. Emma enthält wie Irma das Wort Irmin, Bertha besagt ,die Glänzende“.
Dank der Romantik gewannen wieder alt-, ja „urdeutsche“ Vornamen an Geltung. Hermann und Thusnelda, ,die Kraftvolle“, wurden zu Nationalnamen, Siegmund und Friedmund ,Friedensschützer“ boten sich an, Armgard und Gisela fanden Anklamg.
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