Während dem Geschmack des Spätbarocks die Dreinamenmode entsprach: Christiana Theresia Ludowika, oder Johann Christoph Friedrich Schiller, setzte sich in der Zeit der Aufklärung der Zweinamentypus durch: Gotthold Ephraim Lessing, Johann Wolfgang, bei den Franzosen Claude Robert oder Jean Frederic. Heute ist die Einmamigkeit Regel, wenn auch nicht Gesetz: Inge , Horst.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts machte sich nicht nur ein ethischer (Leberecht, Fürchtegott) und nationaler (Hermann, Brunhild) Gesichtspunkt geltend, auch Vornamen prominenter Persönlichkeiten und solche von Romanhelden wurden vielfach zu Modenamen. Wir nennen: Wilhelm, Friedrich, Otto (v. Bismarck), Helmut (v. Moltke), Oswald, Siegfried, Elsa, Irene (Wagners Opern), Werner (v. Scheffel), Erika (aus Scheffels und W.J|| Jensens Romanen), Karl-Heinz (um 1900 nach „Alt-Heidelberg“). W
Der in der Prignitz bodenständige Name Joachim verdankt seine Verbreitung vielleicht den Kurfürsten von Brandenburg, die diesen Namen trugen. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts (1556) hießen von 339 Hausbesitzern der Stadt Pritzwalk 22 Joachim, 107 Achim; in weitem Abstand folgte Hans (47).
Hundert Jahre später dominieren in der Prignitz immer noch Achim, Hans und Claus; zu den häufigen PN gehören auch Clas, Chim (für Joachim), Jürgen, Jesper, Hinrich, Kersten + Christian, Matthies + Thies, Asmus.
In den Prignitzer Kirchenbüchern gehören nach 1900 die Namen Christian, Joachim, Johann zu den Seltenheiten. Vergleichen wir diese Erscheinung mit der Namengebung in der Prignitz nach dem 30jährigen Kriege, so werden wir mit Bedauern erkennen, daß auch die Auswahl der Vornamen in jener armen Zeit sehr dürftig war. In der Gemeinde Gumtow hatten von 14 Männern 6 den Namen Jochim, in Drewen von 21 — 9, in Wutike von 12 — 6. In Blandikow gab es 5 Peter unter 11 Einwohnern, in Viesike hießen von 15 Dorfgenossen 6 Hans. Immer die gleichen Namen, voran Joachim und Johann.
Um 1800 konnte der Name Johann seinen Anteil an der Gesamtzahl der Männernamen beträchtlich steigern, so daß bald jeder zweite Täufling ein Johann war. Unter den in Putlitz und den Nachbargemeinden aufgebotenen 1 Brautpaaren der Jahre 1820—35 betrug der Anteil des PNs Johann sogar mehr als die Hälfte. Schon damals aber waren Stimmen zu hören, Johann habe einen „bedientenhaften“ Klang.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts sah das Bild so aus: Von den 500 Taufnamen der Jahre 1848—64, die Kyritzer Söhne erhielten, hatte Karl den weitaus stärksten Zuspruch (233); Friedrich sollten 100 Knaben heißen, Wilhelm 62, Johann 40. Die spärliche Nachhut bildeten Otto (7), Gustav (6), doch Gustav Adolf 8, Fritz (2), ein Neuling, Gottlieb (2), Traugott (1), Hans (1) u. a.
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