und Baudenkmälern unserer Heimat gehören. Das Wunderblut gab ihm die Mittel dazu.
’ Mit dem „Vater“ des Wunderblutes jedoch scheint er sich erzürnt zu haben. . Gleich bei seinem Regierungsantritt mußte der Priester Johann Cabuz ; Wilsnack verlassen. „Was störst Du meine Kreise?“ wird der Bischof dem ; Priester gesagt haben. Cabuz, wohl ein schlichter, biederer Mann, hatte j sein eigenes Kind verleugnet und aus der Schule geplaudert. Die zu deutlich und offensichtlich erfundenen Wunder, deren es eine Menge gab,
( gingen ihm wider den Strich. Er wurde von Reue erfaßt und gab Fälschungen zu. Dem Wunderblut tat das jedoch keinen Abbruch. Die Menschen lieben es nicht, wenn man ihnen die Illusionen nimmt, und manchen Wahrheitskünder haben sie bereitwillig und fanatisch aufs Schafott geschleppt, wenn die Machthaber es wollten.
Das erfuhr auch Johann Huß. Während Cabuz reumütig an seine Brust ? schlug, in Gnaden wieder aufgenommen wurde und sogar als „Erfinder“ ■ des Wunderblutes eine ehrende Gedenktafel an der Wunderblutkirche bekam, blieb Johann Huß, der Rektor der Prager Universität, bei der Behauptung seiner Erkenntnis. Er war, vielleicht als Studiengenosse des Johann Wöpelitz, aus Prag nach Wilsnack' gereist, hatte sich von allem selbst überzeugt und ein Buch dagegen geschrieben. Da er nicht widerrief, wurde er „durch Gottes Gnade“ verbrannt.
Die erfundene Kunst des Drückens, sonst Schrittmacherin der Aufklärung, wurde von der Kirche zur Propaganda für Wilsnack benutzt. Ein 1904 in Straßburg neugedruckter alter „Bilderbogen“ aus der Zelt bald nach 1500 zeigt in 15 Holzschnitten mit dazugesetztem Text die „hystorie des hillighen Sacraments tho der wilsnagk“. Genau wie auf den bekannten Bilderbogen zu Anfang unseres Jahrhunderts beginnt der Text zu jedem Bild in der Art: „Hier ist zu sehen . . .“. Und es ist dann zu sehen, wie das Dorf Wilsnack geplündert und angezündet wird und wie sich alles weiter entwickelt. Auch wie der Lenzener Ritter Wenckstern das Wunderblut „behon- laget“ (mit Lachen verhöhnt) und dafür auf der Stelle erblindet. Das Dorf Groß-Lüben ist dargestellt und die Plattenburg, beide allerdings in einer recht hügeligen Landschaft. Von den 15 Tafeln bringen wir diese beiden (Gr.-Lüben und Plattenburg) in Abdruck. Der Text zu den Tafeln ist einer älteren Beschreibung des Wunderblutes entnommen. Den in dem Plattenburgbild dargestellten Vorgang von 1383 beschreibt diese alte Chronik so: „ . . dun iß de Biscop mit synen denern na der Plattenborch up sin slodt gereyset und in dem wege mit groten sufften und utgeten syner thrane geapenbart wes em were wedder gefaren.“ Der Bischof Thiderikus war also von dem, was ihm in Wilsnack widerfahren war, so ergriffen, daß er unter großem Seufzen und viel Tränenvergießen zur Plattenburg geritten ist. — Wer kann immer zwischen wahrer Ergriffenheit und geschickter Regie unterscheiden? Vielleicht ist die Rührung auch nur mit dem
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