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Sonderheft 2, Zur Entstehungs und Wirkungsgeschichte Fontanescher Romane
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dakteur der Zeitschrift «Nord und Süd». «Ich habe sechs oder sieben Novel­len im Brouillon fertig und muß nun erst an das Glatt- und Saubermachen die­ser im Kasten liegenden Dinge gehn, bevor ich mich Neuem zuwende. Darf ich Ihnen eine dieser Novellen proponieren? Sie heißt ,Schach von Wuthe- now, spielt in der Zeit von 1805 auf 6 und schildert den schönsten Offizier der damaligen Berliner Garnison, der, in einem Anfalle von Übermut und Laune, die liebenswürdigste, aber häßlichste junge Dame der damaligen Hofgesell­schaft becourt. So, daß der Skandal offenbar wird. Alles tritt auf die Seite der Dame, so daß sich v. Schach anscheinend freudig zur Hochzeit entschließt, nachdem er vorher durch allerlei Kämpfe gegangen. Die Kameradschaft vom Regiment Gensdarmes aber lacht und zeichnet Karikaturen, und weil er dies Lachen nicht ertragen kann, erschießt er sich unmittelbar nach dem Hochzeits­mahl, an dem er in heitrer Ruhe teilgenommen. Alles ein Produkt der Zeit, ihrer Anschauungen, Eitelkeiten und Vorurteile. Übrigens alles Tatsache.» Grosser scheint zugesagt zu haben. Denn in einem Brief vom 4. Februar 1882, dessen Adressat nicht mit Sicherheit ermittelt ist, heißt es: « Besten Dank! Also zunächst .Schach von Wuthenow. Vor Mitte Juni werd ich zur Über­arbeitung nicht kommen, aber dann soll auch die Sommerfrische damit be­gonnen werden. 1883 geht es dann an die Ausbrütung des Storcheneis.» (Ge­meint ist das Romanprojekt «Storch von Adebar», auf das der Brief vom 31. Januar eingegangen war.) Indes zerschlug sich auch diese Verbindung (« Der arme Schach, alles Unheils eingedenk, das er in diesem Sommer ange­richtet hat, präsentiert sich Ihnen hier reumütigst», schrieb Fontane am 23. No­vember 1882 an Grosser), und statt dessen entschloß sich die Vossische Zei­tung, die Novelle im Vorabdruck zu veröffentlichen. Wahrscheinlich hatte der Chefredakteur schon im Sommer 1881 mit Fontane darüber gesprochen. Fon­tane teilte Karpeles am 24. Juni 1881 mit, er wolle eine Arbeit für seine « gute Vossin» beenden, «die auch den Novellendurst gekriegt hat»; zu einer bin­denden Vereinbarung ist es aber offenbar erst im Frühjahr 1S82 gekommen. Im Tagebuch vermerkt Fontane unter dem 25. Mai: «Auf die Zeitung. Län­geres Gespräch mit Stephany, Festsetzungen wegen meiner Novelle .Schach von Wuthenow.»

Der Abdruck in der Vossischen Zeitung unter dem Titel « Schach von Wuthe­now. Erzählung aus den Tagen [!] des Regiments Gensdarmes» begann am 29. Juli und endete am 20. August. Die Kapitel verteilen sich wie folgt: Kapitel 1 und 2: Nr. 349, Sonnabend, 29. Juli 1882

Kapitel 3: Nr. 351, Sonntag, 30. Juli

Kapitel 4: " (erster Teil bis «... auf den Schultern seiner

Armee.») Nr. 353, Dienstag, 1. August Kapitel 4 (Schluß): Nr. 355, Mittwoch, 2. August

Kapitel 5: Nr. 357, Donnerstag, 3. August

Kapitel 6: Nr. 359, Freitag, 4. August

Kapitel 7: Nr. 361, Sonnabend, 5. August

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