Heft 
Sonderheft 2, Zur Entstehungs und Wirkungsgeschichte Fontanescher Romane
Seite
27
Einzelbild herunterladen

der Rezensionsexemplare erörtert. Am 4. November vermerkte Fontane im Tagebuch: «Empfang eines Briefes von Buchhändler Wilhelm Friedrich, der meinen .Schach v. Wuthenow in Verlag nimmt und ihn noch zu Weihnachten erscheinen lassen wird. » Am gleichen Tag schickte der Dichter das Manuskript nach Leipzig: « Sehr lieb wär es mir, wenn ich die Revisionsbogen nicht ein­zeln, sondern etwa 3 oder 4 zu gleicher Zeit erhielte. Da ich die Arbeit, vor drei Monaten erst, aufs genaueste durchgesehen habe (im Druck hab ich noch keine Zeile davon gelesen), so scheint es mir nicht sehr wahrscheinlich, daß ich noch viel zu ändern finden werde. Möglich aber wäre es doch, daß mir eine Stelle total mißfiele, für welchen Fall ich schon heut um Erlaubnis bitte, auch auf dem Revisionsbogen noch ändern zu können.»

In einem Brief vom 5. November 1882 an Friedrich erörterte Fontane die «Titelfrage»: « Die Titelfrage hat mich seit gestern beschäftigt; der beste ist und bleibt der, den ich der Novelle von Anfang an gegeben habe; die jetzt vorherrschende Mode, statt Name oder Ort eine Sacfibezcichnung eintreten und dadurch den Inhalt erraten zu lassen, find ich nicht glücklich. Aber ich unterwerfe mich und stelle folgende zur Auswahl:

1806; Vor Jena; Et dissipati sunt; Gezählt, gewogen und hinweggetan; Vor dem Niedergang (Fall, Sturz). Als zweiter Titel würde immer folgen: Erzäh­lung aus den Tagen des Regiments Gensdarmes.

,1806 ist gut. Daß es an Rellstabs ,1812 erinnert, ist kein Unglück. ,Vor Jena wäre noch besser; ich glaube jedoch, daß ein Hesekielscher Roman diesen Titel bereits führt. .Gezählt, gewogen und hinweggetan ist auch gut, aber etwas zu lang, etwas zu feierlich und etwas zu anmaßlich ...

Ich freue mich, daß das Buch doch noch zum Weihnachtsfest dasein soll. Mir mit .Erfolgen zu schmeicheln, hab ich längst verlernt, aber andrerseits weiß ich doch auch, daß ich ein kleines Publikum habe, das fest zu mir hält und nun seit Jahren daran gewöhnt ist, in der Woche vor Weihnaditen 3 oder 4 Mark an seinen .vaterländischen Schriftsteller zu setzen. Haben mir die betr. Ge­schäftsleute nichts vorgelogen, so zählt das Publikum doch immer nach Hun­derten. Mögen mich die Tatsachen schließlich nicht Lügen strafen! . .. .Gezählt, gewogen und hinweggetan' ist doch wohl am besten. Im Falle Sie derselben Meinung sind, würd ich in das vorletzte Kapitel (Brief Bülows an Sander) diese Worte aufnehmen und dadurch den Titel eigens noch recht- fertigen. »

Auf einer Karte vom 8. November ging Fontane noch einmal auf den Titel des Buches ein: « Es ist mir sehr angenehm, daß Sies bei dem alten Titel haben bewenden lassen; von allem andren abgesehn, wird auch Verwirrung dadurch vermieden. Übrigens war mir nachträglich, gleich nach Absendung meines letzten Briefes, noch etwas relativ Gutes eingefallen: .Vanitas Vani- tatum.»

Bereits am 9. November schickte Fontane die Korrekturbogen 1 und 2 an Friedrich zurück. Er schrieb dazu: « Es ist mir sehr angenehm, daß es so rasch

27