Issue 
(1891) 66
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Deutsche Rundschau.

nicht mehr und nicht weniger als den endlichen Triumph eines neuen Princips, erst von der Viehpraxis her datire der nicht mehr anzuzweifelnde Sieg der Homöopathie. Bis dahin seien die Quacksalber alten Stils nicht müde geworden, von der Macht der Einbildung zu sprechen, was natürlich heißen sollte, daß die Streukügelchen nicht als solche heilten; eine schleswig'sche Kuh aber sei, Gott sei Dank, frei von Einbildungen, und wenn sie gesund würde, so würde sie gesund durch das Mittel und nicht durch den Glauben. Arne verbreitete sich noch des Weiteren darüber, zugleich hervorhebend, daß es sich bei den Kuren des neuen, beiläufig aus dem Sächsischen stammenden Doctors allerdings auch noch um andere Dinge handele, die mit Allopathie oder Homöopathie nichts Directes zu schaffen hätten. Unter diesen Dingen stehe die durchgeführteste, schon den Luxus streifende Reinlichkeit obenan, also immer neue Stallbauten und unter Umständen selbst ein Operiren mit Marmorkrippen und vernickelten Raufen. Holk hörte das Alles mit Entzücken und empfand so große Lust, mit Christine darüber zu sprechen, daß er die Cigarre weg that und auf die Säulenhalle zurückschritt.

Ich höre da eben interessante Dinge, Christine. Dein Bruder erzählt mir von homöopathischen Kuren eines neuen sächsischen Veterinärdoctors, der in Leipzig seine Studien gemacht hat. Ich betone Leipzig, weil es Hochburg der Homöo­pathie ist. Wahre Wunderkuren! . . Sagen Sie, Schwarzkoppen, wie stehen Sie zu der Sache? Die Homöopathie hat so etwas Geheimnißvolles, Mystisches. Interessant genug, und in ihrer Mystik eigentlich ein Thema für Christine."

Schwarzkoppen lächelte.Die Homöopathie verzichtet, so viel ich weiß, auf alles Geheimnißvolle oder gar Wunderbare. Es ist einfach eine Frage von Viel oder Wenig und ob man mit einem Gran so weit kommen kann wie mit einem halben Centner."

Versteht sich," sagte Holk.Und dann gibt es noch einen Satz8imUm ÄmilidusJ worunter sich Jeder denken kann, was er will. Und Mancher denkt sich gar nichts dabei, wohin Wohl auch unser thierärztlicher Pfiffikus und Mann der Aufklärung gehören wird. Er gibt seine Streukügelchen und ist im klebrigen, als Hauptsache, für Stallreinlichkeit und Marmorkrippen, und ich möchte sagen, die Tröge müssen so blank sein wie ein Taufbecken."

Ich glaube, Helmuth, daß Du Deine Vergleiche rücksichtsvoller wählen könntest, schon um meinetwillen, namentlich aber in Schwarzkoppen's Gegenwart."

Zugestanden. Uebrigens Alles iMWima vsrba des neuen Wunderdoctors, Worte, die Dein Bruder citirte, wobei freilich nicht bestritten werden soll, daß es sich auch für den Doctor empfehlen würde, solche Vergleiche lieber nicht zu brauchen, zumal er Konvertit ist. Er heißt nämlich Lissauer."

Schwarzkoppen und Christine wechselten Blicke.

Wenn er übrigens auf den Hof kommt, so lad' ich ihn unten in der Jnspectorwohnung zum Lunch. Hier oben . ."

Ist er entbehrlich."

Ich weiß, und Du darfst unbesorgt sein. Aber ich rechne es ihm an, daß er selbständige Gedanken hat und den Muth der Aussprache. Das mit den Marmorkrippen ist natürlich mehr oder weniger Thorheit und nichts als ein orientalischer Vergleich, den man ihm zu Gute halten muß. Aber mit der