Issue 
(1891) 66
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Justus von Liebig.

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And Gehlen's Zeitschriften, die Werke von Kirwan, Cavendlsh rc. ganz gemüthlich Platz nebeneinander.

Ich bin ganz gewiß, daß diese Art zu lesen mir in Beziehung aus den Er­werb von positiven Kenntnissen keinen besonderen Nutzen brachte, allein es ent­wickelte in mir die Anlage, welche den Chemikern mehr als andern Natur­forschern eigen ist. nämlich in Erscheinungen zu denken; es ist nicht ganz leicht, eine klare Vorstellung Jemandem davon zu geben, der das, was er sieht oder hört in seiner Phantasie nicht bildlich wieder gestalten kann, wie dies z. B. bei dem Dichter und Künstler geschieht; am nächsten grenzt daran das eigenthüm- liche Vermögen des Tondichters, der beim Componieren in Tönen denkt, welche ebenso gesetzlich Zusammenhängen, wie die logisch geordneten Begriffe in einem Schluß oder einer Reihe von Schlüssen; es ist bei dem Chemiker eine Form des Denkens, bei welcher alle Gedanken sich sinnlich wahrnehmbar machen lassen, wie der Ton in einem gedachten Tonstücke. Diese Denkform findet sich z. B. bei -Faraday im eminentesten Grade entwickelt, woher es kommt, daß seine wissen­schaftlichen Arbeiten dem welcher diese Art des Denkens nicht kennt, dürr und brocken, und als eine zusammengehäkelte Reihe von Versuchen erscheinen, während sein mündlicher Vortrag, wenn er unterrichtet oder erklärt, geistreich, elegant und Non bewundernswürdiger Klarheit ist.

Die Anlage, in Erscheinungen zu denken, kann sich natürlich nur ausbilden wenn die Sinne fortwährend geübt werden, und bei mir geschah dies, indem ich alle Versuche deren Beschreibung ich in den Büchern las, soweit eben meine Mittel reichten, zu reproduciren suchte: diese Mittel waren sehr beschränkt, und so kam es denn, daß ich um meine Neigung zu befriedigen, die Versuche die ich eben machen konnte, unzählige Male wiederholte, bis ich an dem Vorgänge nichts Neues mehr sah, oder bis ich die Erscheinung die sich darbot, nach allen Seiten hin genau kannte. Die natürliche Folge davon war die Entwickelung eines Ge­dächtnisses der Sinne, namentlich des Gesichts, eine scharfe Auffassung der Ähn­lichkeit oder Verschiedenheit eines Dinges oder einer Erscheinung, welche mir später sehr zu statten kam.

Man wird dies leicht verstehen, wenn man sich z. B. einen Weißen oder ge­färbten Niederschlag vorstellt, der durch Zusammenbringen zweier Flüssigkeiten entsteht; er bildet sich sogleich oder erst nach einiger Zeit, er ist wolkig oder von käsiger oder gelatinöser Beschaffenheit, sandig, krystallinisch, matt, glänzend, er setzt sich leicht oder langsam ab rc., oder wenn er gefärbt ist, so hat er einen -gewissen Farbenton; unter den unzähligen Weißen Niederschlägen hat jeder etwas ihm Eigenes, und wenn man in dieser Art von Erscheinungen einige Uebung hat, so weckt in einer Untersuchung das, was man sieht, sogleich die Erinnerung an das, was man gesehen hat. Was das Gesichts- oder Augengedächtniß be­trifft, so wird man an folgendem Beispiel erkennen was ich darunter meine.

In unserer gemeinschaftlichen Untersuchung über die Harnsäure schickte mir Wühler eines Tages einen krystallinischen Körper zu, den er durch Einwirkung von Bleisuperoxyd auf diese Säure erhalten hatte; ich schrieb ihm unmittelbar darauf, und zwar sehr erfreut und ohne den Körper analysirt zu haben, daß es Allantoin sei; ich hatte sieben Jahre vorher diesen Körper in Händen gehabt, er