Issue 
(1891) 66
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Justus von Liebig.

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Mann selbst in ein unauslöschliches Gelächter aus, denn Niemand hatte eine Vorstellung damals davon, daß die Chemie etwas sei, was man studiren könne. Da die gewöhnliche Lausbahn eines Gymnasiasten mir nicht offen stand, so brachte mich mein Vater zu einem Apotheker nach Heppenheim an der hessischen Berg­straße, der mich aber nach zehn Monaten so müde war, daß er mich meinem Vater wieder nach Hause schickte; ich wollte ein Chemiker, aber kein Apotheker werden. Diese zehn Monate genügten aber, um mir eine vollkommene Kenntniß von den tausenderlei Dingen zu verschaffen, die man in einer Apotheke hat, sowie von ihrem Gebrauch und ihren vielerlei Anwendungen.

In dieser Weise mir selbst überlassen, ohne Rath und Richtung, wurde ich sechzehn Jahre alt, und mein unablässiges Drängen veranlaßte zuletzt meinen Vater, mir die Erlaubniß zu dem Besuche der Universität Bonn zu geben; von da folgte ich dem dortigen Professor der Chemie, Kästner, der einen Ruf nach Bayern erhalten hatte, nach Erlangen.

Es war damals an der neu errichteten Universität Bonn ein außerordentlich reges wissenschaftliches Leben aufgegangen, aber in den Fächern der Natur­wissenschaften wirkte die ausgeartete Philosophische Forschung, wie sie in Oken und schlimmer noch in Wilbrand sich verkörpert hatte, auf das Schädlichste ein, denn sie hatte in dem Vortrag und Studium zu einer Nichtachtung der nüchternen Naturbeobachtung und des Experiments geführt, die für viele begabte junge Männer verderblich wurde. Von dem Katheder herab empfing der Zuhörer eine Fülle geistreicher Anschauungen, aber körperlos, wie sie waren, konnte man damit nichts machen. Der Vortrag von Kästner, welcher als der berühmteste Chemiker galt, war ungeordnet, unlogisch und ganz wie die Trödelbude voll Wissen be­schaffen, die ich in meinem Kopfe herumtrug. Die Beziehungen, die er zwischen den Erscheinungen auffand, waren etwa nach folgendem Muster:

Der Einfluß des Mondes auf den Regen sei klar, denn sobald der Mond sichtbar sei, hörten die Gewitter auf; oder der Einfluß der Sonnenstrahlen auf das Wasser zeige sich an dem Steigen des Wassers in den Gruben der Berg­werke, von denen manche im hohen Sommer nicht bearbeitet werden könnten;" daß man den Mond sieht, wenn die Gewitter sich verzogen haben, und daß das Wasser in den Gruben steigt, wenn im Sommer die Bäche versiegen, welche die > Pumpen treiben, war natürlich eine für einen geistreichen Vortrag zu plumpe Erklärung.

Es war damals in der Chemie eine recht elende Zeit in Deutschland. An den meisten Universitäten bestand kein eigener Lehrstuhl für Chemie, sie wurde in der Regel einem Professor der Medicin zugetheilt, der sie neben den Fächern der Toxikologie, Pharmagnosie, praktischen Medicin, Pharmacie, so viel er eben davon wußte, vortrug, und dies war wenig genug. Noch viele Jahre nachher War in Gießen die descriptive und vergleichende Anatomie, Physiologie, die Zoologie, Naturgeschichte und Botanik in einer einzigen Hand.

Während die Arbeiten des großen schwedischen Chemikers, der englischen und französischen Naturforscher, von H. Davy, von Wollaston, Biot, Atrago, Fresnel, Thenard, Dulong ganz neue Gebiete der Forschung aufschlossen, fanden alle diese unermeßlichen Erwerbungen in Deutschland keinen Boden, den sie

Deutschs Rundschau. XVII, 4. Z