Issue 
(1891) 66
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John Henry Newman.

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reißenden Worten den Zauber geschildert, der ihn mit den Jugend gen offen zu Oxford am Fuß der Kanzel festhielt, von welcher herab Newman Worte sprach, die ihnen dünkten,als ob ein Echo des Paradieses bis zu ihnen gedrungen sei".

In England vergleicht man die classische Sprache derApologia", einzelne der I^ra apostoUea eingereihte Gedichte, zahlreiche Stellen der Kanzelreden und sonstiger Schriften mit dem Schönsten, was die griechische Prosa uns hinter­lassen hat, und betrauert in Newman den größten Meister des englischen Stils, mit welchem die Kunst, so zu schreiben wie er,Uns regal Lnglistck, Wohl auf immer verloren gegangen sei.In mancher Beziehung der größte der Engländer," so nennt ihn eine der berufensten Stimmen in der englischen Presse,wahr­scheinlich Derjenige, dessen Leben vollständiger als das jedes anderen Menschen von Genie in diesem Jahrhundert unserer Geschichte das Ergebniß einer zusammen­hängenden, tiefgehenden, ganz bestimmt im Auge behaltenen Absicht gewesen ist. Kein anderes Dasein erscheint so völlig aus einem Stück, mit so geduldiger Entschlossenheit aus dem Block herausgemeißelt wie das des Cardinals Newman." wnal Uebereinstimmend mit diesem Urtheil eines Laien sagt eine der ersten lebenden

An Autoritäten in der anglikanischen Kirche, Church, Decan von St. Paul:Als

:auer evangelischer Christ in der Knabenzeit, als Anhänger der Hochkirche in der

und Jugend, als Katholik in den reifen Jahren und im Grcisenalter hat Newman

scheu stets das gleiche Ziel verfolgt, zurückzulenken zum wahren, ursprünglichen Leben

des Neuen Testamentes. Bei Vielen, und darunter bei vielen Solchen, die nicht ulen, zur römischen Kirche gehören, wird das Ende von Newman Empfindungen er-

tter- Wecken, jenen vergleichbar, die der Tod des Apostels Johannes in der Kirche der

als Väter und in den Tagen erweckte, da noch die Schlußworte seiner Epistel:

migeKindlein, hütet Euch vor den Abgöttern", frisch in ihrem Gedächtniß lebten."

rerse, Unvergleichlich mehr als ein mächtiger Denker, ein Dichter, ein Redner, ein

d zu Geschichtschreiber, ein Theologe, und vor Allem und über Alles ein Heiliger, so

still. lautet die Todtenklage. nicht allein einer Nation, sondern einer ganzen Ra^e am

das Grabe dieses Mannes. Sie läßt keinen Zweifel an der Größe seiner Bedeutung

die zu, aber es muß hinzugejügt werden, daß Verftäadniß und Gefühl für diese Be-

istjge deutung im Ganzen und Großen auf den englisch sprechenden Theil der gebildeten

derts Welt beschränkt geblieben sind. Die geistige Bewegung in den drei großen europäischen

lecht, Culturländern seiner Zeit ist von Newman selbst verhältnißmäßig nur wenig

loso- beachtet worden, und ebenso ist, mit einigen entscheidenden Ausnahmen, der Gang

und seiner Entwicklung der continentalen Welt zum großen Theil unverständlich ge-

>enrh blieben, obwohl es ihm weder in Deutschland noch in Frankreich und in Italien

eister an einzelnen guten Biographen, scharfen Kritikern und bewundernden Verehrern

chten gefehlt hat. Nun, wo der Schleier über dieses Leben gefallen ist, ziemt sich

iöser. noch einmal die Frage, wo denn der Zauber lag, der die Welt und die Kirche,

mals Gelehrten und die Unwissenden, die Gläubigen und die Ungläubigen mit

ulay, seinem Frieden umfing, wenn sie das lichte blaue Auge schauten, das über diese

lluvg Welt der Erscheinung hinweg in weite Fernen und nach dem einzig Begehrens-

rinZ, werthen strebte: die Vision Gottes und das ewige Leben, nung hin-