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Deutsche Rundschau.

sind religiösen Inhalts. Classische Erinnerungen und politische Antipathie! wechseln mit lyrischen Stimmungen und dem Ausdruck tiefernster, in das Gött liche sich versenkenden Begeisterung. Einzelne derselben, über „Die Elemente" z. B und über „Die jüdische Rasse" sind von großartigster Inspiration, „die," fügt ein Bewunderer hinzu, „Aeschylos nicht verleugnet hätte". Wieder andere sind Lieblings­hymnen der anglicanischen Kirche geworden. Hatte schon die fromme Innigkeit von Keble's „Oüristian Dear" die Gemüther mächtig ergriffen, so traten jetzj Accorde hinzu, die bis in den Grund der Menschenseele drangen.

Das lange nicht erwachte Bewußtsein, daß eine außerordentliche Aufgabe seiner warte, war inzwischen über Newman gekommen. In Sicilien, wo ihn eine tödtliche Krankheit befiel, traf er seine letzten Anordnungen, wiederholte aber stets dem Diener, der ihn pflegte: „ich werde nicht sterben. Ich habe nicht gegen das Licht gesündigt."

Ihm selbst war nicht klar, was er damit meinte.

Zu Rom, im April 1833, hatte er sich von Hurrell Froude getrennt. Dieser schrieb ihm aus Neapel: „Sie haben mir vorhergesagt, daß ich bei meiner Rückkehr ein besserer Engländer sein würde, als bei der Abreise, beruhigter nicht nur darüber, daß unsere Kirche in der Theorie der Wahrheit am nächsten kommt, sondern auch, daß sie, unerachtet aller Mißbräuche, praktisch das Richtige treffe.... Ihre Prophezeihung erfüllt sich. . . . Mögen die Whigs ihr Schlimmstes thun. So tief können sie unser allerdings tief gesunkenes Kirchenwesen von England nicht in den Staub ziehen, als die Leute hier gefallen sind, während sie noch den Schein des religiösen Lebens bewahren." Das war der Eindruck, den diese katholischen Länder, den Rom vor Allem auf den Apologeten der alten Kirche, den leidenschaftlichen Bekämpfer der Reformatoren gemacht hatte. Auch diese römische geistliche Welt mußte auf ihr Urbild zurückgeführt werden, wenn die zweite, die wahre Reformation gelingen sollte.

Am ersten Sonntag nach Newmans Wiedereintreffen in Oxford predigte Keble über „die nationale Apostasie", wie später die Predigt genannt wurde. Sie war der Ausgangspunkt der Bewegung, deren Seele Newman sein sollte. „Wir haben ein Werk in England zu thun," hatte er mit ernstem Nachdruck bei einer flüchtigen Begegnung in Rom dem Cardinal Wiseman erwidert, als dieser ihn zur Rückkehr in die ewige Stadt aufforderte. „Ich habe ein Werk in Eng­land zu thun," ries er schluchzend zu Leonforte, da er dem Tode nahe schien.

Die Kirche, so glaubte er, war in ihrer Existenz bedroht, seit die Aufhebung der Testtacte den politischen zum religiösen Liberalismus gefügt, die Kirche der Reformation aufgehört hatte, Staatskirche zu fein, und zur Stufe einer vom Staate bevorzugten Kirche herabgesunken war. Oriel College, mit ihm G. H. Froude, W. Palmer, A. Perceval, H. Rose, I. Keble, endlich Newman selbst entfalteten die Fahne der Reaction zur Vertheidigung der kirchlichen Rechte gegen die Eingriffe der politischen Macht. „Es war der Ansatz zu einer Schule, mehr als zu einer Partei," sagt Newman, der die Rolle eines Parteiführers stets abgelehnt hat.

Der (1833 erfolgte) Anschluß Pusey's „gab uns Stellung und Namen- Bis

dahin waren wir Individuen, nun wurden wir eine Partei" Die Doctrin,

^polog'ia, S. 61—62.