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Deutsche Rundschau.
und Locke's, sowie auch diejenigen Kant's und Baumgarten's gegenübergestellt. — Jeder Gebildete vermag sich an dieser klaren, leicht faßlichen Darstellung zu orientiren.
/?(> Die Welt- und Lebens-Anschauung Friedrich Ueberweg's in seinen gesammelten philosophisch-kritischen Abhandlungen. Nebst einer biographisch-historischen Einleitung von vr. Moritz Brasch. Leipzig, Gustav Engel. 1889.
Es ist sehr dankenswerth, daß Herr Brasch die in dem vorliegenden Werke enthaltenen klaren und schön geschriebenen Abhandlungen Ueberweg's, die bisher, in verschiedenen Zeitschriften verstreut, ein theilweise fast unbekanntes Dasein führten, zum ersten Male gesammelt und zu einem übersichtlichen Gesammtbild der Ueber- weg'schen Welt- und Lebensanschauung geordnet, herausgegeben hat. Ein solches gewähren dieselben im Zusammenhang mit den in der Einleitung gegebenen ergänzenden Erläuterungen denn auch in der That. Sie bewegen sich auf den allerverschiedensten philosophischen Gebieten und behandeln neben den fundamentalen Problemen der Erkenntnißtheoris und Metaphysik auch mathematische, naturphilosophische und psychologische Fragen und in drei einander ergänzenden Arbeiten das Grundproblem der Ethik. Wenden sich diese streng wissenschaftlichen Abhandlungen in erster Reihe an den engeren Kreis der Fachgenossen, so dürften die geistvollen Vorträge über „die kulturgeschichtliche Bedeutung Fr. H. Jacobi's", über „die Schicksalsidee in Schiller's Dichtung und Reflexion" und über „Kant's Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels" ebensowohl wie die treffliche Darstellung des Lebensganges und der philosophischen Bedeutung Fr. Ueberweg's aus der Feder des verdienstvollen Herausgebers auch in weiteren Kreisen lebhafte Antheilnahme zu erregen nicht verfehlen.
/S(). Kleine Schriften von Christoph Sig-
Wart. Erste Reihe. Zweite berichtigte und vermehrte Auflage. Freiburg i. B., Akademische Verlagsbuchhandlung von I. C. B. Mohr. 1889. '
Der rühmlichst bekannte Verfasser hat in dem vorliegenden ersten Band seiner „Kleinen Schriften" eine Anzahl Biographien hervorragender Persönlichkeiten vereinigt, die auch außerhalb der specifisch philosophischen Kreise Interesse zu erwecken geeignet sind. Zunächst gibt er uns fünf Lebensbilder aus dem sechzehnten Jahrhundert, die, auf sorgfältiges Quellenstudium gegründet, sich lebensvoll und wirkungsvoll abheben vom Hintergrund jener vielbewegten, geschichtlich so bedeutenden Zeit; er macht uns in fesselnder Darstellung mit der Lebensgeschichte des Cornelius Agrippa von Nettesheim, des Theophrastus Paracelsus, des Thomas Campanella und — was Vielen besonders willkommen sein dürfte — mit derjenigen Johann Kepler's und Giordano Bruno's bekannt. An diese fünf Biographien schließt sich ein sorgfältig durchgeführtes, mit Liebe und eindringendem Verständniß gezeichnetes Lebensund Charakterbild Daniel Schleiermacher's,
das auch dem Nichtfachmann eine klare Vorstellung von der Persönlichkeit und vielseitigen Geltung dieses außerordentlichen Mannes zu vermitteln geeignet ist. Von mehr localem Interesse, und vom Verfasser selbst als ein „Bild aus der Geschichte der Universität Tübingen im sechzehnten Jahrhundert" bezeichnet, ist eine Lebensbeschreibung des seiner Zeit hochangesehenen und weitberühmten, in seiner Wirkung aber kaum über sein Jahrhundert hinausreichenden Tübinger Professors Jacob Sohegk.
Adolf Diesterweg, der Reformator des deutschen Völksschulwesens im neunzehnten Jahrhundert. Festschrift zur Feier seines hundertjährigen Geburtstages den 29. October 1890 von Ludwig Rudolph, einem seiner dankbaren Schüler. Mit dem Bildniß Diesterweg's in Kupferstich. Berlin, Nicolai'sche Verlagshandlung, R. Stricker. 1890.
Der 29. October dieses Jahres ist als der hundertste Geburtstag Diesterweg's vielfach in deutschen Schulkreisen festlich begangen worden: er hat das Gedächtniß eines Schulmannes aufgefrischt, der vielen Berussgenossen seiner eigenen und der nachfolgenden Zeit ein Wegweiser war. Der jetzigen Lehrerwelt das Bild dieses Mannes zu zeichnen und damit einen Rückblick auf die gesammte Entwicklung des Unterrichtswesens zu verbinden, ist die Aufgabe, welcher die vorliegende Schrift, auch über Diesterweg's Jubelfeier hinaus, dienen will. Ihr Verfasser gehört zu den wenigen noch lebenden Schülern Diesterweg's, der einzige noch lebende von Denjenigen, welche mit ihrem Meister zugleich ins Berliner Seminar eintraten. Er schöpft also aus eigenen Erinnerungen, und warme Begeisterung hat ihm die' Feder geführt. Wie Diesterweg mit klaren: Verstand und festem Durchgreifen die fruchtbaren, aber unausge- stalteten Gedanken Pestalozzi's für den Elementarunterricht verwerthete und damit das deutsche Volksschulwesen mächtig förderte, tritt in der Schrift klar zu Tage. Seine gesammte Persönlichkeit erscheint darin als das Urbild des heutigen deutschen Voksschullehrers, in seinen Stärken wie in seinen Schwächen: ein hinlänglicher Beweis dafür, wie sehr Diesterweg theils durch seine Seminarthätigkeit, viel mehr aber noch durch seine Schriften seine Berussgenossen beeinflußt hat. Das Compendium der Geschichte der Pädagogik bis zu Diesterweg's Anfängen, welches von achtundzwanzig Abschnitten die ersten dreizehn füllt, also fast die Hälfte der Schrift ausmacht, wird älteren Lehrern zwar nichts Neues bringen, zur Orientirung der jüngeren aber und nichtpädagogischer Leser dienlich sein.
L Die Kriege Friedrichs des Großen.
Erster Theil: Der Erste Schlesische Krieg. 1740—1742. Herausgegeben vom Großen Generalstabe. Abtheilung f. Kriegsgeschichte, Erster Band. Berlin, E. S. Mittler L Sohn, 1890.
Seit Jahren war es bekannt, daß die Abtheilung für Kriegsgeschichte des Großen Generalstabs an einem umfassenden Werk über die