Issue 
(1891) 66
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Deutsche Rundschau.

trauen hat sie nun mal zu Hall; nur Hall kann retten, und deshalb muß er im Amte bleiben. Und wie die Prinzessin denkt ich bitte Sie, sich mit Ihrer entgegengesetzten Meinung ihr gegenüber nicht etwa decouvriren zu wollen so denken Viele. Hall soll bleiben. Und deshalb sehen Sie auch Faaborg mit seinem Zeitungsstock wie einen Gladiator fechten."

Erichsen war der erregten Scene drüben ebenfalls gefolgt.Ein Glück, daß de Meza am Nachbartische sitzt," sagte er,der wird es wieder in Ordnung bringen."

Ach, gehen Sie mir, Erichsen, mit wieder in Ordnung bringen. Als ob Faaborg, dieser Stockdäne, der Mann wäre, sich beruhigen zu lassen, wenn er mal in Unruhe ist. Und nun gar von de Meza."

De Meza ist sein Vorgesetzter."

Ja, Was heißt Vorgesetzter? Er ist sein Vorgesetzter, wenn er die Bri­gade inspicirt, aber nicht sein Vorgesetzter hier bei Vincent oder irgendsonstwo, ge­schweige Wenn es sich um Politik handelt, um dänische Politik, von der de Meza nichts versteht, wenigstens nicht in Faaborg's Augen. De Meza ist ihm ein Fremder, und es hat auch was für sich. De Meza's Vater war ein portugiesischer Jude, alle Portugiesen sind eigentlich Juden, und kam, was Holk vielleicht nicht Weiß, vor so und so viel Jahren als ein Schifssdoctor hier nach Kopenhagen herüber. Und wenn es auch nicht sicher verbürgt wäre Sie können es übrigens in jedem Buche nachschlagen, und de Meza selbst macht auch gar kein Hehl daraus so könnten Sie ihm die Abstammung von der Stirne lesen. Und dazu dieser Portugiesenteint."

Erichsen hatte seine Freude daran und nickte zustimmend.

Und wenn er bloß den südlichen Teint hätte", fuhr Pentz fort,er ist aber überhaupt aus den Süden, um nicht zu sagen auf den Orient eingerichtet, und Wetterglas und Windfahne sind so ziemlich die größten Unentbehrlichkeiten für ihn. Er friert immer, und was Andere frische Luft nennen, das nennt er Zug oder Wind oder Orkan. Ich möchte Wohl wissen, wie sich unser König Waldemar der Sieger, der alle Jahre wenigstens dreiundfünfzig Wochen auf See war, zu de Meza gestellt hätte."

Bis dahin war Erichsen unter Zustimmung gefolgt, aber all' dies Letzte war doch wieder sehr unvorsichtig gesprochen und traf den angekränkelten langen Kammerherrn viel, viel mehr noch, als es de Meza traf.

Ich begreife Sie nicht, Pentz," nahm er, der sonst nie sprach, jetzt empfindlich das Wort.Sie werden schließlich noch beweisen wollen, daß man absolut ohne Wolle leben muß, um überhaupt als Soldat zu gelten. Ich weiß, de Meza steckt in Flanell, weil er immer friert, aber sein sröstlicher Zustand hat ihn nicht ab­gehalten, bei Fridericia anno 49 sehr viel und bei Jdstedt, das Jahr daraus, eigentlich Alles zu thun. Ich für meine Person bezweifle nicht, daß Napoleon gerade so gut nach dem Thermometer gesehen hat, wie andere Menschen; in Ruß­land war es freilich unnöthig. Uebrigens seh' ich, daß man drüben in der Officiersecke wieder beim Zeitungslesen ist und das Streiten uns überläßt. Ob wir hinübergehen und de Meza begrüßen?"