Unwiederbringlich. ItzZ
Freude machen wollen, so gestatten Sie mir, Ihnen von Ihrem eigenen Thee einzuschenken."
Damit stand er auf und nahm aus einer in der Nähe des Fensters stehenden Etagere eine Tasse heraus, darauf in Goldbuchstaben stand: Dem glücklichen Brautpaare. „Dem glücklichen Brautpaare," wiederholte Holk. „Wem gilt das? Vielleicht Ihnen, liebe Frau Hansen; Sie lachen . . . Aber man ist nie zu alt, um einen vernünftigen Schritt zu thun, und das Vernünftigste, was eine Wittwe thun kann, ist immer ..."
„Eine Wittwe bleiben."
„Nun meinetwegen, Sie sollen Recht haben. Aber die Geschichte, die Geschichte. Capitän Hansen, Ihr Schwiegersohn, wird doch Wohl ein hübscher Mann sein, alle Capitäne sind hübsch, und Frau Brigitte wird ihn doch Wohl aus Liebe genommen haben."
„Das hat sie, wenigstens hat sie mir nie was Anderes gesagt, außer ein einziges Mal. Aber das war erst später, und ich spreche jetzt von damals, von der ersten Zeit, als sie sich eben geheirathet hatten. Da war wirklich eine große Zärtlichkeit, und wohin es ging, und wenn es eine gelbe Fiebergegend war, immer war sie mit ihm an Bord, und wenn sie wieder hier in Kopenhagen zurück war ... sie hatte aber damals eine selbständige Wohnung, denn mein alter Hansen, dessen sich der Herr Graf ja Wohl noch von Glücksburg her erinnern werden, lebte damals noch ... ja, was ich sagen wollte, immer wenn sie nach einer langen, langen Reise wieder hier war, wollte sie gleich wieder fort, weil sie jedesmal meinte: die Menschen hier gefielen ihr nicht, und draußen in der Welt sei's am schönsten."
„Das ist aber doch wunderbar. War sie denn so wenig eitel? Hatte sie denn gar kein Verlangen, sich umschmeichelt und umworben zu sehen, woran es doch nicht gefehlt haben wird? Ich wette, die Kopenhagener werden es ihr Wohl schon an ihrem Confirmationstage gezeigt haben."
„Das haben sie freilich. Aber Brigitte war immer gleichgültig dagegen und blieb es auch in ihrer Ehe. Nur mitunter war sie so rabbiat. Und so ging es bis Anno 54, was ich so genau weiß, weil es gerade das Jahr war, wo die englische Flotte, die nach Rußland ging, hier vorüber kam. Und in demselben Sommer hatten wir hier in Kopenhagen einen blutjungen Officier von der Leibgarde, der bei der Rasmussen — ich meine die Gräfin Danner, aber wir nennen sie noch immer so — aus- und einging, und steckte so tief in Schulden, daß er nicht mehr zu halten war und mußte den Abschied nehmen. Aber weil er so klug war und Alles wußte, denn er kannte jedes reiche Haus und besonders die Frauen, so sagte Baron Scheele, der damals Minister war: „er wolle den Lieutenant in den inneren Dienst herüber nehmen." Und er nahm ihn auch wirklich in den inneren Dienst herüber, und in diesem Dienst ist er noch und auch schon sehr vornehm geworden. Damals aber war er noch ein halber Schlingel und bloß sehr hübsch, und als Brigitte den sah, es War gerade an dem Tage, als die Nachricht von dem Bombardement da oben hier ankam, den Namen Hab' ich leider vergessen, da gestand sie mir, „der gefiele ihr." Und sie zeigte es auch gleich. Und als Hansen in demselben Herbste wieder nach China mußte, da sagte sie ihm grad heraus: „sie Wolle nicht mit," und sagte ihm auch, warum