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Deutsche Rundschau.
„Freilich ist dies des Pudels Kern- Wohin gehört Schleswig? Ihr
Schleswig, lieber Holk. Das ist die ganze Frage. Hall hat den Muth gehabt,
die Frage zu beantworten, wie's einem Dänen zukommt, und weil er es mit Klugheit thun und nicht gleich das Schwert in die Wage Wersen will, deshalb
dieser Sturm auf ihn, an dem Freund und Feind gleichmäßig theilnehmen.
Und das ist das Schlimmste. Daß Ihr Thompsen Sturm läuft, kann mich Weder Wundern noch erschrecken; aber daß gute treue Dänen, die mit Hall, mit dem Könige, mit mir selber einer Meinung sind und nur leider den durchgängerischen Zug haben, daß, sag' ich, gute treue Dänen, wie Studenten und Professoren immer nur ihr Programm wollen und drauf und dran sind, den besten Mann zu stürzen, den einzigen, der eine Idee von Politik hat und zu warten versteht, Was das erste Gesetz aller Politik ist — das bringt mich in Erregung."
Ehe sie den Satz endete, wurde Baron Pentz gemeldet. . . „sehr willkommen," ries die Prinzessin. . . und im selben Augenblicke, wo Pentz unter die Portibre der Flügelthür trat, erschien von der anderen Seite her, ganz in Nähe der kleinen Thür, durch die die Prinzessin ein getreten war, eine junge blonde Dame, von schöner Figur und schönem Teint, aber sonst wenig regelmäßigen Zügen, und schritt auf die Prinzessin zu, während Pentz noch auf halbem Wege stehen blieb und seine Verbeugung wiederholte.
„8o^W 1e dienvenu," sagte die Prinzessin unter leichtem Handgruße. ..Sie kommen zu guter Stunde, Pentz, denn Sie machen einem politischen Vortrag ein Ende, eine Mission, zu der Niemand berufener ist als Sie. Denn sobald ich Ihrer ansichtig werde, verklärt sich mir die Welt in eine Welt des Friedens, und wenn ich eben von Heinrich IV. und Ravaillac gesprochen hätte, so spräch' ich, nach Ihrem Eintreten, nur noch von Heinrich IV. und dem Huhn im Tops. Ein sehr wesentlicher Unterschied."
„Und ein sehr angenehmer dazu, gnädigste Prinzessin. Ich bin glücklich, mich, ohne mein Dazuthun, als ein Träger und Bringer alles Idyllischen installirt zu sehen. Aber" . . . und sein Auge bewegte sich zwischen Holk und der jungen Blondine hin und her . . . „auch in Arkadien soll die Sitte der Vorstellung zu Hause gewesen sein. Ich weiß nicht, ob ich von meiner Pflicht als Jntroducteur Gebrauch machen ..."
„Oder Beides an Königliche Hoheit abtreten soll," lachte die Prinzessin. „Ich glaube, lieber Pentz, daß Recht und Pflicht auf Ihrer Seite sind, aber ich will mir die Freude nicht versagen, zwei mir so werthe Personen allerpersönlichst mit einander bekannt gemacht zu haben: Gras Holk . . . Fräulein Ebba von Rosenberg."
Beide verneigten sich gegen einander, Holk etwas steif und mit widerstreitenden Empfindungen, das Fräulein leicht und mit einem Ausdruck humoristisch angeflogener Süffisance. Die Prinzessin aber, die diesem Vorstellungsacte geringe Theilnahme schenkte, wandte sich sofort wieder an Pentz und sagte: „Dies wäre nun also aus der Welt geschafft, und dem Ceremoniell, worüber Sie zu Wachen haben, Genüge gethan. Aber Sie werden mich doch nicht glauben machen wollen, Pentz, daß Sie hier erschienen sind, um dem stattgehabten Vorstellungsacte feierlichst beizuwohnen oder ihn selbst zu vollziehen. Sie haben was Anderes aus dem Herzen, und zum Vortrag Ihrer eigentlichen Angelegenheit haben Sie