Unwiederbringlich.
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nunmehr das Wort. Wenn man so viel Parlamentsberichte liest, wird man schließlich selber virtuos in parlamentarischen Wendungen."
„Ich komme, gnädigste Prinzessin, um gehorsamst zu vermelden, daß heute Nachmittag ein großes militärisches Festessen in Klampenborg ist . .
„Und zu welchem Zweck? Oder wem zu Ehren?"
„General de Meza zu Ehren, der gestern früh aus Jütland hier eingetroffen ist."
„De Meza. Nun gut, sehr gut. Aber lieber Pentz, offen gestanden, was sollen wir damit? Ich kann doch nicht einem Casinofeste präsidiren und de Meza leben lassen."
„Es fragte sich, ob es nicht doch vielleicht ginge. Königliche Hoheit haben Ueberraschlicheres gethan. Und daß Sie's gethan, das ist es grade, was Sie dem Volke verbindet."
„Ach, dem Volke. Das ist ein eigen Capitel. Sie wissen, was ich von der sogenannten Popularität halte. Mein Neffe, der König, ist populär; aber ich sehne mich nicht danach, das Ideal unserer Blausacken oder gar unserer Damen aus der Halle zu sein. Nein, Pentz, nichts von Popularität! Aber, da Sie Klampenborg genannt haben, die Sonne lacht und der Nachmittag ist frei, vielleicht, daß wir hinausfahren, nicht um des Festessens willen, sondern trotz ihm; es ist ohnehin eine ganze Woche, daß wir eingesessen und nicht recht frische Lust gehabt haben, und meine liebe Rosenberg wäre bleichsüchtig, wenn sie nicht so viel Eisen im Blut hätte."
Das Gesicht des Fräuleins erheiterte sich sichtlich bei der Aussicht, dem öden Einerlei des Prinzessinnen - Palais auf einen ganzen Nachmittag entfliehen zu können, und Pentz, der als angehender Asthmaticus ohnehin immer für frische Lust war, trotzdem ihm Autoritäten versichert hatten, Seewind verschlimmere den Zustand, griff ebenfalls mit Begierde zu und fragte: „Zu welcher Stunde Königliche Hoheit die Wagen beföhle?"
„Sagen wir zwei und ein halb, aber nicht später. Wir fahren fünfviertel Stunden und schon um fünf beginnt es zu dunkeln. Und wenn wir erst in Klampenborg find, müfsen wir doch natürlich auch einen Spaziergang bis zur Eremitage machen, wär' es auch nur, um meiner lieben Ebba meine Lieblinge selbst vorzustellen. Wer diese Lieblinge sind, das wird vorläufig nicht verrathen. Ich hoffe, Graf Holk ist mit von der Partie, trotzdem morgen erst sein Dienst beginnt, und bringt seiner alten Freundin dies Opfer an Zeit."
„Und befehlen Königliche Hoheit noch andere Begleitung?"
„Nur Gräfin Schimmelmann und Erichsen. Zwei Wagen. Und die Ver- theilung der Plätze behalte ich mir vor. revoir, lieber Holk. Und wenn Sie, wie gewöhnlich, eine starke Correspondenz pflegen . . ."
Er lächelte.
„Ah, ich sehe, Sie haben schon geschrieben. Da komme ich mit meinen Empfehlungen an die Gräfin zu spät. Liebe Rosenberg, Ihren Arm."
Und während sie langsam auf die kleine Thür zuschritt, die zu ihrem eigentlichen Wohnzimmer führte, blieben die beiden Kammerherren in respektvoller Verbeugung.
(Fortsetzung folgt.)