Issue 
(1891) 66
Page
209
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image

John Henry Newman.

209

meint". Nun schritt Newman zur Veröffentlichung der Korrespondenz zwischen ihm und Kingsley, die er mit folgendem Resumä begleitete:So hebt also Mr. Kingsley mit dem Ausruf an:oh, der Chicane, des widrigen Betrugs, der abscheulichen Heuchelei und gewiffensmörderischen Tyrannei von Rom! Wir haben Beweise dafür nicht weit zu suchen. Da ist z. B. Pater Newman; ein lebendiges Exempel ist mehr als deren hundert todte Werth. Er, ein Priester, und von Priestern sprechend, sagt uns, daß das Lügen niemals von Uebel sei." Ich unter­breche:Sie nehmen sich mit meinem Namen eine ganz außerordentliche Frei­heit. Wenn ich das gesagt habe, wollen Sie mir sagen, wann und wo?" Mr. Kingsley erwiderte:Sie haben es, hochwürdiger Herr, in einer Predigt gesagt, die Sie als Protestant und Vicar von St. Mary gehalten und im Jahre 1844 veröffentlicht haben, und ich könnte Ihnen eine sehr heilsame Vorlesung über die Wirkungen halten, welche diese Predigt zur Zeit auf meine eigene Meinung von

Ihnen ausübte." Ich erwidere:oh. Also nicht, wie es scheint, als

Priester, von Priestern sprechend; aber sehen wir uns einmal die Stelle an." Mr. Kingsley wird weich:wissen Sie, daß ich Ihre Art, Ihren Ton, den Sie anschlagen, liebe? Ich freue mich, freue mich herzlich, glauben zu können, daß Sie nicht meinten, was Sie sagten." Ich erwidere:meinen! Ich be­haupte, daß ich es nie gesagt habe, weder als Protestant noch als Katholik." Mr. Kingsley antwortet:ich verzichte auf diesen Beweis." Ich wende daraus ein:ist es möglich? Wie? Sie verzichten aus die Hauptsache? Entweder habe ich das gesagt, oder ich habe es nicht gesagt. Sie haben eine ungeheure Beschuldigung gegen mich erhoben, bestimmt, klar, öffentlich; Sie sind verpflichtet, dieselbe ebenso bestimmt, klar und öffentlich zu beweisen oder zu bekennen, daß Sie das nicht können!"Schon gut", sagt Mr. Kingsley,wenn Sie ganz ge­wiß wissen, daß Sie es nie gesagt haben, so genügt mir Ihr Wort dafür, es genügt mir wirklich." Mein Wort! Ich bleibe stumm.

Ich glaubte ja, mein Wort sei eben das, um was es sich handle. Das Wort eines Lügenprofessors, daß er nicht lüge! Allein Mr. Kingsley beruhigt mich.Wir sind Beide Gentlemen," sagt er.Ich habe so viel gethan als ein englischer Gentleman vom anderen erwarten kann."

Ich fange an, sehend zu werden: er hielt mich für einen Gentleman, zur selben Zeit, im selben Augenblick«, wo er sagte, daß ich das Lügen systematisch lehrte. Also nicht ich, sondern Mr. Kingsley war es, der nicht meinte, was er sagte. Havsmus eouütsutsm reum. So wären wir glücklich Wieder auf dem Standpunkte des Predigens und nicht Danachhandelns angelangt, dem gemein­samen Thema aller Satiriker, von Juvenal bis Walter Scott." Kingsley that, wie er nicht anders konnte. Er versuchte die Erwiderung:nlmt tüen äoas vr. Mvman uiean", und häufte die Beispiele, wo sein Gegner Klugheit, Zurück­haltung empfohlen, vor dem unzeitigen und dadurch schädlichen Ausspruch einzelner Wahrheiten gewarnt hatte*). Er warf ihm auch das anscheinende Wohlgefallen

0 Darauf bezieht sich folgende Stelle derApologia", S. 259:wenn ich die Kirchengeschichte las, auch als ich noch Anglicaner war, machte das stets einen großen Eindruck auf mich, wie der ursprüngliche Jrrthum, der später zur Häresie sich ausbildete, im unzeitigeu Ausspruch einer Deutsche Rundschau. XVII, 5. 14