Heft 
(1891) 66
Seite
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Die Verkehrs- und Handelsverhältnisse Nordafrikas.

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Einwohner, hat einen unbedeutenden Ausfuhrhandel mit Palmöl, Kaffee, Hölzern, Baumwolle, Ingwer rc. im Werthe von etwa anderthalb Millionen Francs und bezieht dagegen in fünf Einfuhrhäfen feine Bedürfniffe im Werthe von etwa einer Million aus Nordamerika, England, Deutschland, Belgien. Die bei Sierra Leone erwähnten englischen Dampfer kommen auch hierher.

Die Zahnküste ist für die Schiffahrt gefährlich, und das zu ihr gehörige Gebiet ist unwirklich und verhältnißmäßig wenig productiv. Während sie den Namen von ihrem einstigen Reichthum an Elephantenzähnen führt, wird jetzt fast nur Palmöl, im Werthe von mehreren Millionen Francs, von ihr verschifft. Dieses, sowie die geringen Mengen Gold und Elfenbein, welche aus dem Innern kommen, werden gegen Bekleidungsstoffe, Branntwein, Tabak, Glasperlen u. dergl. eingetauscht. Der Handel ist hauptsächlich in den Händen der Engländer, doch betheiligen sich auch Franzosen an ihm. Die Zahnküste hat kein bestimmt ab­gegrenztes Hinterland, die Aschanti befriedigen jedoch ihre Bedürfnisse zum Theil hier. An der nun folgenden Goldküste, welche früher durch den ausgedehnten Sklavenhandel zu einer gewissen Bedeutung gelangt war, und die Colonisations- versuche der verschiedensten europäischen Länder an sich erfuhr, ist durch England eine lebenskräftige Kolonie entstanden, der durch die Zurückdrängung der Aschanti ein ziemlich breites Hinterland geschaffen ist. Von den früheren Niederlassungen blieben in der Neuzeit außer den englischen noch einige dänische und holländische übrig, von denen bereits früher die erstgenannten, und in neuerer Zeit die letzteren von England gekauft wurden. In Folge des Aschantikrieges von 1874 wurde die Goldküste mit der Sklavenküste bis zur Stadt Lagos von der eng­lischen Regierung zur Goldküstencolonie verbunden, deren Statthalter in Cape Coast Castle residirt, während in Lagos ein zweiter Gouverneur seinen Sitz hat.

Bis zur Erwerbung der holländischen Factoreien ging der englische Handel an der Goldküste zurück; seit dem Aschantikriege scheinen sich die Verhältnisse günstiger gestaltet zu haben. Die eigentliche Goldküste mit dem bereits ge­nannten Hauptort Cape Coast Castle und seinem Fort Elmina und mit dem Haupthasen Akkra hat etwa eine halbe Million Einwohner, doch werden für etwa sechs Millionen Francs Landesproducte aus- und für ca. fünf Millionen europäische Erzeugnisse eingeführt. Die Ausfuhr- und Einfuhr-Artikel sind im Ganzen und Großen dieselben, welche für die übrigen Gebiete der Guineaküste gelten; der Handel ist größtentheils in englischen Händen.

Die Sklavenküste ist ein sumpfiger, mit ausgedehnten, sich weit in das Innere erstreckenden Strandlagunen versehener Landstrich, dessen Binnenland in seinem westlichen Theile dem König von Dahomei gehört. In ihrem östlichen Theile nennt man die Sklavenküste auch Wohl die Jorubaküste, und hier ist Lagos mit mehr als 50000 Einwohnern, die bedeutendste Stadt an der afrika­nischen Westküste, die Küstenniederlassung. Hier wird hauptsächlich Palmöl, und zwar das beste der in Vergleich stehenden Gegenden, zu Markte gebracht, übrigens werden aber auch die wiederholt genannten Naturprodukte ausgeführt. Die Einfuhr, welche in Kaurischnecken und den ebenfalls mehrfach angeführten europäischen Jndustrieerzeugnissen besteht, hat ungefähr den gleichen Werth wie die Ausfuhr. Der Handel Deutschlands ist mit Lagos durch Hamburg in an­sehnlichem Maße in Verbindung.