Ueber Klimaschwankungen.
287
1680 und 1718 bekannt, neben welchen der Berichterstatter neuestens auch noch solche unr 1630 und 1740 Nachweisen konnte.
Es lag nun nahe, zu untersuchen, ob denn in den meteorologischen Aufzeichnungen keine Spuren der Ungleichmäßigkeiten des Klimas, die also noth- wendig vorausgesetzt werden mußten, zu finden wären. Freilich sind der Listen, Welche weit genug zurückreichen, so wenige, daß die Forel und Lang gelungene Auffindung regnerischer und trockener Perioden, welche den angegebenen Gletscherschwankungen entsprachen, doch nur eine Erklärung der alpinen Verhältnisse bieten konnte.
Es ist Brückner's großes Verdienst, daß er die Untersuchung ganz universell angestellt hat. Die Wasserstände der abflußlosen wie der von Strömen durchflossenen Seen, die Wasserstände der Flüsse, die Aufzeichnungen über Regen und Wärme, sowie die über den Luftdruck, endlich die historischen Nachrichten über gute und schlechte Jahre und über den Beginn der Weinernten wurden für den ganzen Umfang der Erde, so weit nur irgend eine Nachricht auffindbar war, herangezogen, und sie gaben alle das überraschende Resultat, daß thatsächlich Schwankungen der Wärme und der Feuchtigkeit vor sich gehen, und zwar in derselben periodischen Aufeinanderfolge, welche sich für die Gletscher ergeben hatte.
Zuerst hat Brückner die Seen vorgenommeu, und zwar vor Allem das Kaspische Meer, dessen Stand mit Hülfe mehrerer Pegel bis ins vorige Jahrhundert zurückverfolgt werden konnte. Bessere Resultate gaben noch die Nachrichten über das Heranreichen des Meeres an die Mauern von Baku und das Verschwinden und Wiedererscheinen einiger stachen Inseln. Es zeigten sich Maxima des Wasserstandes um 1743, 1780, 1809, 1847 und 1879; Minima 1715, 1766, 1845 und 1856 bis 1860. Als Ursachen stellte sich aus den meteorologischen Aufzeichnungen für die letzten fünfzig Jahre, für welche uns genügendes Material vorliegt, eine Schwankung des Regenfalles in dem Zuflußgebiet heraus; mit dieser gleichzeitig erfolgten aber auch Schwankungen der Temperatur. Ja, diese ließen sich noch viel weiter zurück erweisen aus den Aufzeichnungen über die Dauer der Eisbedeckung der russischen Flüsse. Auch hier wechseln nämlich Perioden längerer und kürzerer Dauer, und zwar im Ganzen wieder im selben Sinne wie die Wasserstände des Kaspischen Meeres und die Alpengletscher.
In ähnlicher Weise wurden weiter die Schwankungen des Neusiedlersees in Ungarn, der bekanntlich manchmal ganz verschwindet, der armenischen Seen, sowie zahlreicher Seen des großen Bassins in Nordamerika, in Australien, des Trasimener- und Fucinersees, des Tanganjika und Nyanza und vieler anderer untersucht, und wenn nicht mehr, so ließ sich doch das mit geringen Ausnahmen erweisen, daß wenigstens die letzte große Schwankung, nämlich der Hochstand um 1850, der Tiefstand zwischen 1860 und 1865, neuer Hochstand um 1880, eine allgemeine Erscheinung war. Dazu kommen noch die Pegelstände von dreizehn Flußseen und dreizehn Flüssen. Auch sie geben das gleiche Resultat.
Schwanken die Flüsse und Flußseen, so kann nur eine Schwankung der Regenmenge die Veranlassung sein. Es wurden demnach die Befunde von 321 Stationen, die sich über die ganze Erde vertheilen, zur Untersuchung heran-