Issue 
(1891) 66
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Deutsche Rundschau.

schluß. Das neue O-äur - Quintett, von dessen Sätzen der dritte den größten Erfolg hatte, der zweite aber uns als der schönste erschien, ist in seinen Vorzügen wie in seinen Mängeln ein echter Brahms. Da wir der ersteren uns mit Freude erinnerten, dürfen wir auch die letzteren nicht ganz verschweigen; als der wesentlichste erscheint uns die im Verhältniß zu den aufgebotenen Knnstmitteln geringe Fülle und Schön­heit des Quintettklanges. In dieser Beziehung entsprach das allerdings feinem Ge­dankengehalt nach ziemlich leicht gewogene neue Ls-äur-Quartett (op. 80) von A. Dvorak den Anforderungen besser. Besonders ausgezeichnet durch einen wohl­klingenden Quartettsatz ist das durch die treffliche Quartettvereinigung der Kölner Künstler: Holländer, Schwach, Körner und Hegyesi zum Vortrag gebrachte Quartett in v-äur (ox>. 32 I) von E. E. Taubert, das sich namentlich nach dem volksliedartigen dritten Satz eines großen Erfolges zu erfreuen hatte, dessen Scherzo mit dem origi­nellen langsamen Mittelsatz wir für eine der glücklichsten Eingebungen der neuen Quartettliteratur halten.

Darin sind wir nun einmal altväterisch, daß uns ein Tonstück ohne Klangreiz, ohne den Zauber einer schönen oder charakteristischen Form nicht weniger verfehlt er­scheint, als ein Tonsatz ohne Geist und Empfindung. Dem einen mangeln die Flügel, dem anderen die Kraft, sie zu regen; zum Fluge nach dem Höchsten taugen beide nicht.

Heinrich Welti.