Heft 
(1891) 66
Seite
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Deutsche Rundschau.

Ja, der kann es sagen, der weiß es . . . Einige sagen, sie habe den Schön- heitsapsel, ich meine die Danner; aber das ist nicht der große Zauber, den sik hat, das ist höchstens der kleine ..."

Glaub' ich unbedingt. Und überhaupt, offen gestanden, ich weiß nicht was immer der Apfel soll. Er ist mir immer halb unverständlich erschienen Unter Kirschen kann ich mir etwas denken, aber Apfel . . ."

Ich weiß doch nicht, Herr Graf." sagte Brigitte, während sie die Schoß sacke glatt zog, um ihrer Figur die rechte Linie zu geben.Ich weiß doch nicht ob Sie darin Recht haben ..." Und einmal angelangt auf dieser abschüssigem Ebene, schien sie durchaus geneigt, das Thema weiter fort zu führen. Aber eh sie dazu kommen konnte, hörte sie, von der Treppe her, den halblauten Ruf Brigitte."

Das ist die Mutier," sagte sie verdrossen und stellte das Geschirr auf da Tablett. Dann aber sich würdevoll verneigend, als ob Staats- und Kircher fragen zwischen ihnen verhandelt worden wären, verließ sie das Zimmer.

Holk, als Brigitte die Thür ins Schloß gedrückt hatte, schritt aus und a sehr verschiedenen Gefühlen hingegeben. Er war nicht unempfindlich gegen d Schönheit und Koketterie dieser berückenden Person, die wie geschaffen schie allerlei Verwirrungen anzurichten; aber daß sie den Willen dazu so deutli zeigte, das minderte doch auch Wieder die Gefahr. Allerlei Widersprechendes l kämpfte sich in ihm, bis endlich seine gute Natur den Sieg gewann und ih die Kraft gab, das während dieser Tage Erlebte mit einem gewissen darüb« stehenden Humor zu betrachten. Und damit war denn auch die Stimmung l Wonnen, nach Holkenäs hin zu schreiben und seinen ersten Zeilen, in denen nur seine Ankunft angezeigt hatte, einen längeren Brief folgen zu lassen. Eir Augenblick erschrak er freilich wieder vor der Menge dessen, was zu berichten w denn unter dem, was ihm fehlte, war auch die Briefschreibepassion. Endlich a nahm er seinen Platz an dem Cylinderbureau, schob die Bogen zurecht und schri Kopenhagen, 3. October 1859. Dronningens Tvergade 4

Meine liebe Christine. Die wenigen Zeilen, in denen ich Dir meine glt liche Ankunft meldete, wirst Du erhalten haben; es ist Zeit, daß ich nun weiteres Lebenszeichen gebe und wie ich glücklicherweise gleich hinzusetzen darf, Zeichen meines Wohlergehens. Laß mich mit dem Nächstliegenden, mit mei Wohnung bei der Wittwe Hansen beginnen. Es ist Alles, wie's früher p nur eleganter, so daß man deutlich sieht, wie sich ihre Verhältnisse gehoben Hw Vielleicht ist Alles dem Umstande zuzuschreiben, daß sie jetzt mit ihrer Tock ebenfalls einer Frau Capitän Hansen (die früher ihren Mann auf seinen CH führten begleitete), zusammen wohnt. Es stehen ^dadurch Wohl größere M zur Verfügung. Frau Capitän Hansen ist eine schöne Frau, so schön, sie dem Kaiser von Siam vorgestellt wurde, bei welcher Gelegenheit sie gleich der Gegenstand einer siamesischen Hofovation wurde. Sie hat eine sta rische Ruhe, rothblondes Haar (etwas wenig, aber sehr geschickt arrangirt) natürlich den Teint, der solch rothblondes Haar zu begleiten pflegt. Ich w sie Rubensch nennen, wenn nicht alles Rubensche doch aus gröberem Stoff