Heft 
(1891) 66
Seite
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Deutsche Rundschau.

Pentz Verstand entweder wirklich nicht oder gab sich doch das Ansehen davo weshalb Holk fortfuhr:Ich meine natürlich die beiden Hansens. Eigentli« auch ganz abgesehen von dem, was Sie mir schon erzählt haben, sollt' ich darüb so gut unterrichtet sein wie Sie selbst; denn beide Frauen sind schleswig'sch Gewächs, ich glaub' aus Husum gebürtig und dann später in Glücksburg, m bei der Mutter, wie Sie ja wissen, Hab' ich auch schon gewohnt, als ich d letzte Mal hier war und meinen Dienst that. Aber ich muß damals schle« beobachtet haben oder die Tochter, die jetzt da ist, hat dem Hausstand ein ander Wesen gegeben. So viel bleibt, ich schwanke nach wie vor hin und her, w ich eigentlich daraus machen soll. Manchmal glaub' ich in meiner Annahi rassinirtester Komödianterei ganz sicher zu sein; dann aber seh' ich wieder hc Mienen, vollkommeneAirs", und wenn ich auch sehr Wohl weiß, daß m hohe Mienen aussetzen kann, so bringen sie mich doch immer wieder ins Unsiche Da gibt es beispielsweise eine wundervolle Geschichte von dem Kaiser von Sia mit märchenhaften Huldigungen und Geschenken und sogar einer prachtvoll Perlenschnur. Ist das nun Wahrheit oder Lüge? Vielleicht ist cs Größi Wahn. Die Tochter ist sicherlich eine sehr schöne Person, und wer um sen Schönheit willen, wie ich nicht zweifle, gelegentlich große Triumphe feiert u dann doch auch wieder still sitzen und brüten und abwarten muß, der spinnt s in seiner Einsamkeit seine Triumphe leicht weiter aus, und da haben wir de einen Kaiser von Siam mit Perlenschnur und Elephanten, wir wissen nicht wi

Pentz lächelte vor sich hin, aber schwieg weiter, weil er Wohl sah, daß H> mit dem, Was er sagen wollte, noch nicht voll am Ende war. Dieser fuhr dl auch weiter fort:So kann denn Alles Hallucination sein, Ausgeburt ei erhitzten Phantasie. Wenn ich dann aber an das Augenaufleuchten und Kichc Was Beides gelegentlich vorkommt, und zugleich an die Worte denke, die > gleich den ersten Abend bei Vincent gegen mich äußerten, Bemerkungen, in de so was vonSicherheitsbehörde" vorkam, so kommt mir, ehrlich gestanden, leiser Märchengrusel. Und wenn es bloß Märchengrusel wäre, nein, eine rich Angst und Sorge. Denn, lieber Pentz, was heißt Sicherheitsbehörde? Sicherhe behörde heißt doch einfach Polizei, deren geschickteste und dienstbeflissenste Mitgln mitunter Mitglieder einer unsichtbaren politischen Loge sind. Und das m mir einigermaßen Herzensbeklemmungen. Ist da wirklich was von Beziehur zwischen einem Sicherheitsassessor und der Tochter oder gar zwischen dem Pol ches selbst und der Mutter denn auch das kommt vor, und Polizeichefs unberechenbar in ihrem Geschmack so bin ich da bei dieser Hansensippe r viel anders untergebracht als in einer Spelunke. Daß Goldleisten und türk Teppiche da sind und Mutter und Tochter einen Thee zubereiten, der, weit i Siam hinaus, direct aus dem himmlischen Reich kommen könnte, kann mich die Dauer nicht trösten. Es schien mir auch, als ob die Prinzessin, wie sie Namen der Frau Hansen hörte, nicht gerade erbaulich dreinblickte. Kurzum, ist es damit? Und nun heraus mit der Sprache."

Pentz, mit seinem Sherryglase leise anklingend, lachte herzlich und sagte dc Ich will Ihnen was sagen, Holk, Sie sind bis über die Ohren in diese sc Person verliebt, und Weil Sie sich vor ihr fürchten oder Was dasselbe ist,