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Deutsche Rundschau.
Trias um uns her, so thu' was Du willst, heirathe Peutz oder mache Erichsen oder gar mit Bille, dessen Masern doch mal ein Ende nehmen mi eine Escapade, mir soll es recht sein. Vielleicht verdrängst Du auch noc Gräfin, ich meine nicht die Holk, sondern die Danner, und das wäre viel das Beste."
Ebba schüttelte den Kopf. „Das darf nicht sein, die Danner verdrä da wär' ich nicht mehr die dankbar ergebene Dienerin meiner gnädi Prinzessin."
„Ach Ebba, sprich nicht so. Du täuschst mich dadurch nicht. Ich hü viel Dank von Dir, wie Dir gerade paßt. Ich thu' auch nichts um D willen. Das Undankbarste weil Unklügste, was es gibt, ist Dank erwc Aber das mit Holk, das überlege."
„Verzeihung, gnädigste Prinzessin. Aber was soll ich überlegen? So ich denken kann, heißt es: ,ein Mädchen soll sich selber schützen* und ist recht so; man muß es können. Und wer es nicht kann, nun, der Will es Also gut, wir sollen uns schützen. Aber was ist ein junges Mädchen einen ausgewachsenen Grafen von sünfundvierzig, der jeden Tag ein Enb über die Taufe halten kann. Wenn sich wer selber schützen muß, so ist e Graf, der glaub' ich siebzehn Jahre verheirathet ist und eine tüchtige und gezeichnete Frau hat und eine sehr hübsche dazu, wie mir Pentz erst heute versicherte."
„Gerade dieser Frau halber ist es, daß ich in Dich dringe ..."
„Nun, wenn gnädigste Prinzessin befehlen, so werd' ich zu gehorchen f Aber bin ich die richtige Adresse? Nun und nimmermehr. Holk ist es. ^ seiner Frau Treue schuldig, nicht ich, und Wenn er diese nicht hält, so k> es aus ihn und nicht auf mich. Soll ich meines Bruders Hüter sein?"
„Ach, daß Du Recht hast," sagte die Prinzessin und fuhr mit der über das blonde Wellenhaar Ebba's. „Aber wie's auch sei, Du weißt, beobachtet uns, Weil Wir unsrerseits auch Alles beobachten, und ich möchte gern, daß Wir uns vor dem König und seiner Gräfin eine Blöße gäben."
An dem dienstfreien Tage, der diesem Gespräche folgte, hatte Holk allerlei Briefschulden abzutragen.
Vor ihm lag die ganze Korrespondenz der letzten vierzehn Tage, da' auch Briefe der Gräfin. Er überflog sie, was nicht viel Zeit in Anspruch i da ihrer nur wenige waren, und dann, als Letztes, ein neues Telegramm, sie sich entschuldigte, feit vier Tagen nicht geschrieben zu haben. Das war und so wenig es dem Umfange nach war, so wenig war es inhaltlich. E droß ihn, weil er der Frage, wer eigentlich die Schuld trage, klüglich au Wege ging. Er sagte sich nur, und dazu war er freilich berechtigt, daß es sehr anders gewesen sei. Früher, ja noch bei seiner letzten Anwesenheit in § Hagen, waren die zwischen ihnen gewechselten Briese wahre Liebesbriefe ge in denen, aller Meinungsverschiedenheiten unerachtet, die große Neigung, bei jungen Jahren für einander gehegt hatten, immer wieder zum Ausdn kommen War. Aber diesmal fehlte jede Zärtlichkeit, Alles war frostig, und