Issue 
(1891) 66
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Deutsche Rundschau.

sie das elterliche Haus verlassen sollten. Der aller Jugend angeborne E nach dem Neuen, nach einem Wechsel der Dinge, scheint mir dabei nicht mi sprechen oder wenigstens nicht allein. Aber wenn es das nicht ist, was dc Haben wir es doch vielleicht an etwas in unsrer Liebe sehlen lassen? Oder seh sich die Kinder danach, aus dem Widerstreit der Meinungen, davon sie nur zu oft Zeuge waren, heraus zu kommen? Ach, lieber Holk, ich hätte diesen W streit gern vermieden, aber es wollte mir nicht gelingen, und so wählte ich Was ich für das kleinere Uebel hielt. Ich mag dadurch Manches verscherzt hc aber ich habe gethan, was mir mein Gewissen vorschrieb und lebe der Ui Zeugung, daß Du bereit bist, mir dies Zugeständniß zu machen. Meine ! wird mich nicht länger als fünf oder sechs Tage von Haus fern halten, und am 20. hoffe ich in Holkenäs zurück zu sein, wo unterdessen meine gute ' schütz das Regiment führt. Sprich der Prinzessin, die sich meiner so gnädn innert, meine Devotion aus und empfiehl mich Peutz und dem Fräulein v. R berg, wenn schon ich Dir bekenne, daß sie meine Sympathieen nicht hat. liebe nicht diese sreigeistigen Allüren. Ich sehne das neue Jahr herbei, w Dich, vielleicht schon am Sylvesterabend, wiederzusehen hoffe. Laß die maligen Kopenhagener Tage Deine letzten in der Hauptstadt sein, wenigstem der Stellung, die Du jetzt darin einnimmst. Wozu diese Dienstlich keilen, man frei sein kann. In aller Liebe Deine Christine."

Holk fühlte sich, als er gelesen, einer gewissen Rührseligkeit hingegeben war so viel Liebes in dem Briefe, daß er alte Zeiten und altes Glück v heraussteigen fühlte. Sie war doch die Beste. Was bedeutete daneben die ^ Brigitte? ja, was bedeutete daneben selbst Ebba? Ebba war eine Raket« man, so lange sie stieg, mit einem staunendenah" begleitete, dann aber ' wieder vorbei, schließlich doch Alles nur Feuerwerk, Alles künstlich; Chi dagegen war wie das einfache Licht des Tages, llnd diesem Gefühle hinge« überflog er den Brief noch einmal. Aber da schwand es wieder, alle fr lichen Eindrücke waren wieder hin, und was er heraushörte, war nur oder doch sehr vorwiegend, der Ton der Rechthaberei. Und so kamen ihm auch die hundertmal gemachten Betrachtungen wieder.O, diese tugendl Frauen; immer erhaben und immer im Dienste der Wahrhaftigkeit. EZ ihnen auch so ums Herze sein. Aber ohne betrügen zu wollen, betrügen s selbst, und nur Eines ist gewiß: das Schreckniß ihrer Vorzüglichkeit."

(Fortsetzung folgt.)